Eine Radiostation, ein bisschen verloren in der imposanten Landschaft von South Dakota. Kili Radio - „Voice of the Lakota Nation". Das einfache Holzhaus ist Ausgangspunkt für Begegnungen, grosse und kleine Geschichten. Da ist Roxanne Two Bulls, die auf dem Land ihrer Ahnen ein neues Leben beginnen will, der junge DJ Derrick, der bei Kili seine musikalische Ader entdeckt. Da ist der weisse Anwalt Bruce, der seit 30 Jahren versucht, einen indianischen Freiheitskämpfer aus dem Gefängnis freizubekommen. Und da taucht plötzlich der frühere American Indian Movement (AIM)-Aktivist John Trudell auf, der in Hollywood als Musiker Karriere gemacht hat. Aus dem Kunterbunt der Begegnungen, Sendungen, Zuhörenden und Studio-Gästen entsteht das Bild eines kraftvollen Volkes, das trotz andauernder Demütigungen mit Humor, Spiritualität und trotzigem Mut für seine Zukunft kämpft.
„Früher waren wir Krieger. Heute bin ich DJ auf dem Hügel". Seit Jahrzehnten entzieht die US-Regierung dem jungen DJ Derrick und seinem Volk die Lebensgrundlage. Zurückgedrängt auf einige Hektaren wertlosen Landes, zusammengepfercht in baufälligen Häusern, der eigenen Sprache beraubt - die Lakotas fristen ein trostloses Dasein. Wenn da nicht diese Radiostation wäre. Man könnte sie als das Herz des Pine-Ridge Reservats bezeichnen. Ein Pulsschlag, der Identität stiftet und neu aufkeimende Hoffnung auf ein Dasein in Würde am Leben erhält. Diese Radiostation ist auch das dramaturgische Leitmotiv der jungen Dokumentarfilmerin Fanny Bräuning. Geschickt verknüpft sie Sinn und Funktion dieses Senders mit den Lebens- und Leidensgeschichten zahlreicher Reservatsbewohner und Mitstreiter. Dank feinem Gespür für die ‚richtigen' Momente und den unaufdringlichen Umgang mit den Protagonisten ist es Bräuning gelungen, einen spannenden und aufrüttelnden Film zu realisieren. Ein überaus sensibles Porträt eines stolzen Volkes auf der Suche nach seiner Identität. Mit eindrücklichen Bildern, interessanten Fragen und intelligenten Antworten. Ein Dokfilm, der nicht nur Karl May Anhänger zum Nachdenken anregen dürfte.
„Wir müssen mehr denken und weniger kämpfen. Denn kämpfen hält uns vom Denken ab." (Aktivist John Trudell)
Fazit: „No More Smoke Signals" ist eine aufrüttelnde Doku - präzise beobachtet, unpathetisch und jenseits bekannter Klischees. Ein bewegender Appell an ein Dasein in Würde. Mit einer Botschaft von universeller Gültigkeit: der unerschütterliche Glaube an eine bessere Zukunft. Ein Film, der hoffen lässt.
Isabella Fischer |