Die junge Adelige Emily (Nina Bühlmann) lebt mit ihrer furchtbar bösen Mama Katharina (Alexandra Prusa) und ihrer dunkelhaarigen Schwester Magdalena (Cynthia Coray) auf einem heruntergewirtschafteten Landgut. Um endlich an das grosse Geld heranzukommen, will die Mutter Tochter Magdalena mit dem hässlichen, dafür aber reichen Meinrad von Bock (Antoine Monot) verheiraten. Doch der will nur eine Blondine zur Gemahlin. Kurzerhand wird daher Emily vorgeschoben. Doch ach - diese liebt nur den Josef (Nils Althaus). Bedrängt von den Schergen des Fürsten, zieht sie sich zusammen mit ihren Freundinnen in den Wald, um als Räuberinnen ein munteres Leben zu führen ...
„Räuberinnen" soll eine rotzfreche, provokante Interpretation von Schillers „Die Räuber" sein? Zumindest behauptet dies Regisseurin Carla Lia Monti (Diplomfilm „Walter Tell"). Hintergründig aber sei der Film eine Emanzipationsgeschichte (?). Sie lässt ihre Frauenbande Freuden und Laster begehen, die man üblicherweise nur den Männern zuschreibt: fluchen, saufen, schiessen, tanzen und kopulieren ... Und dazu meint die Presseabteilung in der Werbung: Eine trashige Groteske vom Feinsten!
Eines ist klar: Die Mitwirkenden haben sich bei den Dreharbeiten bestimmt köstlich amüsiert. Leider springt der Funken dieses Amüsementes nicht auf die Kinobesucher über. Der klamaukige Humor ist grösstenteils geschmack- und witzlos. Und manchmal trotzdem bieder. Die Dialoge sind hölzern, die Regie scheint zeitweise inexistent. Dazu mimen die meisten Darsteller Heimatschutztheater. Und leider ist auch die Bildgestaltung völlig einfallslos. Kurz: Statt eines amüsanten, ein schwacher Schwachsinn!
Fazit: Wer einmal ein Schweizer Lichtspiel sehen will, das bewusst mit Tabubrüchen umgeht wie SM-Sex, Blashphemie, unappetitliche Nackte, Folterszenen etc., und zudem pseudotrashig daherkommt, der ist mit „Räuberinnen" bestens bedient.
Benny Furth
Räuberinnen / Grotesk-Komödie / Regie und Drehbuch: Carla Lia Monti / Schweiz, Luxemburg 2008 / mit: Nina Bühlmann, Sabine Timoteo, Nils Althaus, Nicole Max, Viktor Giacobbo, Céline Wenger u.a. / Verleih: Präsens Film / 85 Minuten / Kinostart 4. Juni 2009