Ein Unfall mit Blechschaden ist das Letzte, was die 41-jährige Matty (Barbara Sarafian, „8 ½ Woman") in ihrem ohnehin schon komplizierten Leben noch gebrauchen kann. Denn ihr Mann (Johan Heldenbergh) bekämpft seine Midlife-Crisis mit einer wesentlich jüngeren Partnerin, und ihre drei Kinder machen gerade verschiedene Stadien der Pubertät durch. Zudem ist ihr Job in der örtlichen Postfiliale alles andere als Lebenslust erfüllend. Und gerade die kleine Beule am LKW des 29-jährigen Johnny (Jurgen Delnaet, eine Leinwand-Entdeckung) hat für Matty ungeahnte Folgen: der ungehobelte Trucker entpuppt sich erstaunlicherweise nach einem ersten Streit als ein Charmeur alter Schule. Und er nimmt sich ernsthaft vor, Mattys Herz zu erobern ...
Moskau ist in diesem Film nicht die Hauptstadt Russlands, sondern ein dicht besiedeltes Arbeiterviertel am Stadtrand von Gent in Belgien. Ein typischer Vorort wie eben viele in Europa, mit seinem normalen Alltag und verschiedensten Leidenschaften.
„Moscow, Belgium" spielt nun mehrheitlich in diesem Arbeiterviertel. Ein beeindruckend inszeniertes Regiedebüt des belgischen Regisseurs Christophe van Rampaey. Die verrückte und doch realistische Liebesgeschichte - das prämierte Drehbuch stammt von J.C. van Rijckeghem - schwankt zwischen herzerfrischender Komödie und lebensnahem Drama. In der richtigen Balance, glaubwürdig und einnehmend. Dies auch dank der beiden Hauptdarsteller, die ihre doch recht schwierigen Rollen hervorragend mimen.
Fazit: Eine überraschende Tragikomödie aus Belgien mit etlichem Tiefgang. Balancierend von anrührend bis echt komisch, sehenswert und unterhaltsam.
Benny Furth
Moscow, Belgium / Tragikomödie / Regie: Christophe van Rompaye / Belgien 2008 / mit: Barbara Sarafian, Jurgen Delnaet, Johan Heldenbergh, Sofia Ferri, Julian Borsani u.a. / Verleih: Cineworx GmbH / 102 Minuten / Kinostart 21. Mai 2009