Cosa voglio di più: Bis ins kleinste Detail hervorragend umgesetztes, berührendes Liebesdrama (Trailer und Kritik)
Anna (Alba Rohrwacher, "Io sono l'amore") hat einen guten Job, sie liebt ihre Familie, ihre Freunde und Alessio (Giuseppe Battiston, "La Passione"), ihren Lebenspartner, mit dem sie gemeinsame Kinder plant. Sie ist überzeugt, alles erreicht zu haben, was sie sich vom Leben erhoffte. Aber dann tritt unvermittelt Domenico (Pierfrancesco Favino, "Baciami Ancora") in ihr so geregeltes Leben. Zum ersten Mal, und für beide überraschend, gibt es sowohl für Domenico als auch für Anna nichts anderes als Leidenschaft und Verlangen. Doch da stösst Annas so plötzlich entfachte Lebens- und Liebeslust an eine Grenze. Denn Domenico ist verheiratet und hat zwei kleine Kinder. Nach und nach nimmt ihre Liebe mit ihren wöchentlichen, heimlichen Treffen Züge einer richtigen Verschwörung an. Aber die zunehmenden abrupt unterbrochenen Zärtlichkeiten und ihr wilder Sex in heruntergekommenen Stundenhotels werden immer unerträglicher. Bis Anna genug hat von Versteckspiel und Lügen, und den Entschluss fasst, dass sie von dieser Liebe mehr erwartet ...
Kritik: Zwei Filme des schweizerisch-italienischen Regisseurs Silvio Soldini sind seit 1990 besonders erfolgreich gewesen: "Pane e tulipani" und "Agata e la tempesta". Beide Filme behandeln realitätsnahe Geschichten. Quasi von innen heraus, aus der Sicht ‘gewöhnlicher' Mitmenschen. So auch "Cosa voglio di più". Soldini meint dazu: "Eine Story wie ‚Cosa voglio di più' kann nur in einer Stadt wie Mailand erzählt werden." Da sind wir gar nicht so sicher, denn Ehebruch und ‚gewöhnliche' Menschen sind allgegenwärtig, ob in Weltmetropolen, Provinzstädten oder auf dem Land. Der Streifen zeigt einerseits Begehren und grosse Leidenschaft, andererseits aber auch die Angst vor diesen starken Gefühlen, resultierend aus dem Verantwortungsgefühl gegenüber der Familie. Ob dieser widersprüchlichen Haltung wird das Publikum vermutlich geteilter Meinung sein, trotz Verständnis für die Emotionen der Protagonisten.
Fazit: Eindrückliche Hauptdarsteller (Rohrwacher/Favino) und explizite Sexszenen, die für die Qualität des Films nicht unbedingt nötig gewesen wären. Ein emotionsgeladenes Drama für ein ‘reifes' Publikum. Die Frage im Filmtitel - „Was will ich noch?" - gilt auch für den geneigten Kinogänger: Will ich mir einen Film anschauen mit realitätsnaher Thematik, hier eine wahre Geschichte, oder will ich einen Film mit ‘Happy-End'? Oder will ich eine vordergründig moralische oder unmoralische Story?
Benny Furth |