Chloe: Eine grossartige Julianne Moore zeigt ihre emotionale Vielseitigkeit (Trailer und Kritik)
Als die Gynäkologin Catherine (Julianne Moore) das Handy ihres Ehemannes David (Liam Neeson) überprüft, ist sie beunruhigt. Es zeigt ein Bild von David, zusammen mit einer seiner Studentinnen. Dazu ein SMS: "Es war ein sehr schöner Abend". Für Catherine der Beweis, dass David, der als Musikprofessor bei Studenten und Studentinnen überaus beliebt ist, ihr untreu ist. Die zufällige Begegnung mit Chloe (Amanda Seyfried), einem Lolita-gleichen Callgirl, bringt Catherine auf eine Idee: Chloe soll David verführen und ihr, der ‚betrogenen' Ehefrau berichten, wie die Begegnungen abliefen. Chloe geht auf das Angebot ein und schildert der zunehmend verunsicherten Catherine detailgetreu ihre Begegnungen mit David. Für Catherine eine äusserst starke emotionale Belastung. Zudem stiftet Chloe von Stunde zu Stunde mehr Verwirrung...
Kritik: Es war Regisseurin Anne Fontaine, die 2004 den Film "Nathalie" mit den Stars Fanny Ardant, Gérard Depardieu und Emmanuelle Béjart in der Rolle des Callgirls drehte. Man kann sich deshalb fragen, ob ein Remake bereits nach sechs Jahren nötig ist. Mit der Starbesetzung ist Regisseur Atom Egoyan jedoch ein spannender, amerikanisch erotisierter Thriller gelungen. Alltägliche Situationen, die unter die Haut gehen; dank einer herausragenden Julianne Moore, aber auch dank Liam Neeson und Amanda Seyfried als Chloe, die - endlich, möchte man sagen - eine ihr auf den Leib geschriebene Rolle spielt. Aber nicht nur das Casting ist gelungen, auch die Kostüme sind durchdacht, wie zum Beispiel das mit grossen Federn bedruckte Ensemble von Chloe. Und last but not least ist da die filmische Architektur, welche die eisige Atmosphäre und Einsamkeit der Protagonisten aufs Beste zur Geltung bringt.
Fazit: Hinter der vermeintlichen Normalität, welche der Psychothriller dem Zuschauer vordergründig präsentiert, verbirgt sich viel Stoff zum Nachdenken: sowohl über eigene Erfahrungen wie auch über eigene Fantasien.
Juliana Schwager-Jebbink |