Almanya: Türkische Familie in Deutschland, erfrischend und ironisch-amüsant porträtiert (Trailer und Filmkritik)
Inhalt: In den Sechziger Jahren reiste Hüseyin aus der Türkei nach Deutschland. Kurz darauf folgten ihm seine Frau und seine Kinder. Ein halbes Jahrhundert später überrumpelt er nun seine Familie mit einer Neuigkeit: Er habe ein Haus in der Türkei gekauft. Hüseyins Idee, mit der ganzen Familie in die alte Heimat zu fahren, um das alte Gebäude zu renovieren, stösst jedoch auf wenig Begeisterung. Doch das Familienoberhaupt mag keinen Widerspruch. Und so macht sich der ganze Clan auf eine Reise voller Erinnerungen und Überraschungen – die jedoch bald eine unerwartete Wendung nimmt ...
Kritik: Liebevoll, manchmal etwas dick aufgetragen, werden in “Alemanya” Familienkonflikte anekdotenhaft erzählt. Vieles erscheint äusserst realitätsnah, haben doch die beiden Regie-Geschwister Samdereli Ereignisse aus ihrer eigenen Kindheit verarbeitet. Das Thema ‘Migration’ wird für einmal nicht nur bewegend, sondern eben auch fröhlich und mit visuellem Witz umgesetzt. Es geht aber auch hier nicht ohne sattsam bekannte Klischees. Die sind aber meist so gut verwendet, dass es trotzdem Spass macht!
Fazit: “Almanya” steht eigentlich unter dem ernsten Motto “Wir haben Arbeitskräfte gebraucht und es sind Menschen gekommen”. Eine erfrischend ironisch erzählte Tragikomödie, die sich von den üblicherweise oft dramatischen deutschen ‚Ausländer-Filmen’ wohltuend abhebt. Von den Geschwistern Yasemin und Nesrin Samdereli (“Alles getürkt”) sympathisch und teilweise originell mit unverbrauchten Schauspielern in Szene gesetzt.
Inside: “Almanya” ist das Regie- und Drehbuch-Debüt von Yasemin Samdereli. 1973 in Dortmund geboren, arbeitete sie bereits im Alter von zwanzig Jahren als Regieassistentin. Von 1993 bis 2002 sammelte Yasemin Erfahrungen bei vielen internationalen Kinoproduktionen. Ihren ersten Kurzfilm als Autorin und Regisseurin mit dem Titel “Schlüssellöcher” realisierte sie 1994. Danach folgten vier weitere Kurzfilme, darunter “Kismet” (2001), der für den Max Ophüls Preis nominiert wurde. “Alles getürkt” (2002) war dann ihr erster Spielfilm als Regisseurin, aber nicht fürs Kino, sondern für das Fernsehen. Persönlich sah man sie in einem Kurzauftritt im Film ihrer Schwester Nesrin “Delicious” (2004).
Benny Furth
Almanya (Willkommen in Deutschland) / Familien-Tragikomödie / Regie: Yasemin & Nesrin Samdereli / Deutschland 2010 / mit: Fahri Yardim, Vedat Erincin, Demet Gül, Lilay Huser, Aylin Tezelu.a. / Verleih: Filcoopi Zürich / 97 Minuten / Kinostart 19. Mai 2011