Violette: Detailgetreues Biopic für Literaturinteressierte (Trailer und Filmkritik)
Inhalt: Verkannt und ungeliebt - so fühlt sich Violette Leduc (Emanuelle Devos) als uneheliches Kind am Anfang des letzten Jahrhunderts geboren. Sie lebt mit dem Autor Maurice Sachs in ärmlichen Verhältnissen auf dem Land. Doch dann zieht Violette nach Paris. Im Künstlerquartier Saint-Germain-des-Prés lernt sie die kluge und charismatische Simone de Beauvoir (Sandrine Kiberlain) kennen. Es ist diese Begegnung, die Leduc dazu bewegt, ihre Gedanken und Gefühle zu Papier zu bringen. Bald wird sie von bekannten Schriftstellern wie Jean Paul-Sartre und Albert Camus unterstützt. Obwohl ihr kommerzieller Erfolg ausbleibt, schreibt Leduc unermüdlich und leidenschaftlich über ihre intimsten Erlebnisse.
Kritik: Violette Luduc? Ich bin wohl nicht die Einzige, die noch nie von dieser Autorin gehört hat, obwohl ich mich zu den Simone de Beauvoir-Leserinnen zähle. Höchste Zeit also, dieser verkannten Aussenseiterin mit einem filmischen Biopic zu gedenken. Gewagt hat dies der französische Regisseur Martin Provost, der mit seinem Porträt der verschmähten naiven Malerin Séraphine de Senlis ("Séraphine") sieben Césars gewonnen hatte. In Anlehnung an die formale Struktur eines Romanes erzählt Provost in Kapiteln, mit langen, kontemplativen Momenten 'zwischen den Zeilen'. Eine Herausforderung für Kinobesucher ohne Bezug zu literarischen Themen. Zudem agiert Emanuelle Devos als Violette etwas leblos und es dürfte manchem schwerfallen, Empathie für diesen etwas schwermütig wirkenden Charakter zu empfinden.
Fazit: Authentisches, athmosphärisches, in Kapiteln sequenziertes Zeitporträt. Ein Muss für alle Liebhaber französischer Literatur.
Inside: Violette Leduc wurde 1907 in Arras geboren. Violette wird von Grossmutter und leiblicher Mutter aufgezogen, ohne ihren Vater je kennengelernt zu haben. Während des Zweiten Weltkrieges schlägt sie sich mit Schwarzmarkt-Geschäften durch und schreibt erste Artikel für die Zeitschriften Paris-Soir und Elle. 1964 erscheint ihre aufsehenerregende Publikation 'La Batàrde' (mit dem Vorwort von Simone de Beauvoir). Violette Leduc wagt es, als eine der ersten Autorinnen des Zwanzigsten Jahrhunderts mit Tabuthemen wie Abtreibung und Homosexualität zu provozieren. Als Aktivistin für die Sache der Frau gilt Leduc als unumgängliche Referenz für die Gender-Studies an Universitäten. 1972 erliegt Violette nach einer Behandlung im Krankenhaus ihrem Krebsleiden.
Isabella Fischer
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