Als sein 25-jähriger Enkel Alex bei einem Autounfall in Deutschland beide Eltern verliert, holt Grossvater Bai Dan ihn zurück nach Bulgarien. Alex leidet an Gedächtnisverlust und erst dank Zuspruch und – als das nicht hilft – unzimperlichem «Zupacken» von Bai Dan wird er körperlich und geistig wieder munter. Die Reise zurück nach Bulgarien auf einem Tandem, wird zur Reise in Alex‘ Vergangenheit: Die Aufarbeitung einer bulgarischen Flüchtlingsbiografie.

Der lebenslustige – aber als Grossvater etwas zu jugendlich wirkende – Bai Dan (Miki Manojlovic) versteht es, nach Internierung wegen Sturz einer Stalin-Statue, als «König des Backgammon» in seinem bulgarischen Heimatdorf für sich und seine Familie mit dem Bau von Backgammonkästen ein Auskommen zu finden. Ganz anders der unglückliche Sohn Vasko (Hristo Mutafchiev), der zwar eine bildhübsche, clevere Frau Yana ( Anna Papadopulu) geheiratet und im kleinen Alex (Blagovest Mutafchiev/ Carlo Ljubek) die nächste Generation gesichert hat, aber aufgrund seiner Vergangenheit erpressbar ist. Als er sich weigert, den eigenen Vater und seine Backgammon-Freunde zu bespitzeln, bleibt nur eines: Flucht. Der Film entspricht dem autobiografischen Roman des 1965 in Bulgarien geborenen Ilija Trojanow. Regisseur Stephan Komandarev, selber Bulgare, schildert in Rückblenden die politische Tragik seines Landes, die Trostlosigkeit und das herrschende Misstrauen. Wie ein Einzelner dank seinem philosophischen Humor und Lebenswillen diese Widerwärtigkeiten bewältigt, wird eindringlich herausgeschält und wurde mit dem Publikumspreis am Zürcher Filmfestival 2008 honoriert.

Fazit: „Die Welt ist gross und Rettung lauert überall“ ist ein Film, der die Fragen der aufgezwungener Migration des modernen Menschen auf den Punkt bringt:«Nach Hause gehen oder Anpassung in der Fremde? Zu welcher Welt gehört man, dort wo man geboren ist oder wo man sterben will?»

Juliana Schwager-Jebbink