Precious: Sozialkritisches Thema kompromisslos erzählt. Oscar für Drehbuch und beste Nebenrolle (Trailer und Kritik)
Sie ist dick, sie ist schwarz, und sie lebt im Harlem der 1980er Jahre. Precious (Gabourey Sidibe) ist ein wertloses „Stück Scheisse", zumindest wenn es nach ihrer Mutter Mary (Mo'Nique) geht. Beide leben in einer verwahrlosten Wohnung, finanziell unterstützt von der Sozialhilfe. Der Vater hat sich aus dem Staub gemacht, nachdem er Precious über Jahre missbraucht hatte. Doch Precious lässt sich nicht unterkriegen. Obwohl zum zweiten Mal vom Vater geschwängert, will sie ihrem Leben einen neuen Sinn geben. Eine Reise voller Hoffnung, Schmerz und Tagträume beginnt...
Kritik: Wenn nicht die berühmte US-Talk-Lady Oprah Winfrey denn Film produziert hätte, wer hätte es dann getan? Kaum vorstellbar, dass sich Hollywood dieses Stoffes - nach dem Roman „Push" von Sapphires - angenommen hätte. Zu viele Tabubrüche, zu schwarz, zuwenig ‚Weiblichkeit', trotz des mehrheitlich weiblichen Charaktere. Der Afroamerikaner Lee Daniels, der sich bis anhin einen Namen als Produzent gemacht hat („Monsters Ball"), führt in „Precious" zum zweiten mal Regie. Dabei hat er viel gewagt, aber nicht alles gewonnen.
Wenn die Hauptfigur (Gabourey Sidibe) zur Nebenfigur wird, und die Nebenfigur (Oscar für Mo'Nique) zur Hauptfigur, dann stimmt etwas nicht mit dem Drehbuch oder der dramaturgische Überblick ist Lee Daniels abhanden gekommen. Wenn auch stellenweise zu geschwätzig und die Betroffenheit zu dick aufgetragen - kreative Kameraführung, kühner Schnitt und insbesondere der groovige und überaus stimmige Soundtrack machen „Precious" zu einem sehenswerten Leinwand-Drama.
Fazit: Ambitioniertes Projekt mit einigen Schwächen. Musik-Fans aufgepasst: Lenny Kravitz amtet in diesem Drama als Pfleger, und Pop Diva Mariah Carey als Sozialarbeiterin, für einmal ohne eine Spur von Make-up und knapp bemessenen Glitzerfummel.
Isabella Fischer |