Die Friseuse: Doris Dörries ("Hanami") turbulent-unentschlossene Tragödie/Komödie (Trailer und Kritik)
Sie hat eine echte Berliner Schnauze, ist blond und übergewichtig, die gelernte ‚Haarkünstlerin' Kathi König (Gabriela Maria Schmeide). Nach ihrem Wegzug aus der ehemaligen DDR und der Trennung von ihrem Mann, kehrt sie zurück an den Ort, an dem sie aufgewachsen ist - nach Ostberlin, in eine ziemlich dröge Plattenbausiedlung. Begleitet von ihrer pubertierenden Tochter (Natascha Lawiszus), die vom Umzug und ihrer Mutter nicht gerade begeistert ist. Die arbeitslose, entschlossene Powerfrau bewirbt sich als Friseuse in einem florierenden Salon, mitten in einem Einkaufszentrum. Aber trotz guter Zeugnisse wird sie nicht angestellt. Mit der Begründung, sie sei eben nicht ästhetisch. So entschliesst Kati sich selbständig zu machen. Und das genau gegenüber des Salons, deren Chefin (Maren Kroymann) sie abgewiesen hatte. Aber das geht dann doch nicht so ohne weiteres ....
Kritik: Trotz gut gemeintem Plädoyer für gemütliche Dicke und für Toleranz dürfte es dem Kinobesucher nicht ganz leicht fallen, „Die Friseuse" einem Genre zuzuordnen. Denn es ist nicht klar ersichtlich, ob die Regiefrau Dörrie dabei an eine Komödie oder an eine Tragödie gedacht hat. Es ist daher auch keine richtige Tragikomödie. Von dieser Fragestellung abgesehen, beinhaltet der Film wunderbare Dialogzeilen, wie: "Diskriminierung ist mein zweiter Vorname", oder "Bin doch nicht dick, nur zu klein für meine Figur" (so Kathie). Ein entwaffnend selbstironisches Spiel der sympathischen Schauspielerin Gabriela Maria Schmeide ("Die Wolke"). Leider verliert sich zwischendurch die Hauptgeschichte auf einen Nebenstrang (Asiaten als ‘schwarze' Arbeitskräfte), kehrt jedoch gegen Ende hin wieder zum eigentlichen Thema zurück: die Eröffnung des Friseursalons.
Fazit: Besser als die letzten Dörrie-Werke (z.B. "Nackt"). Mal komödiantisch, mal tragisch, aber leider weder das eine noch das andere durchgehend richtig. Ob realistisch oder parodistisch, meistens gut unterhaltend, bis auf die wirklich völlig unnötigen, voyeuristischen Nacktszenen der Hauptdarstellerin.
Benny Furth |