Seit ein paar Tagen ist Nusret (Tsilla Chelton) spurlos verschwunden. Die gemeinsame Sorge um die Mutter eint für kurze Zeit die Kinder, zwei Schwestern und ihren Bruder. Bis zu diesem Zeitpunkt lebten sie nach dem Motto „Jeder ist seines eigenen Unglücks Schmied". Dabei hatten alle drei etwas am Leben des anderen auszusetzen. Als die Mutter nach einer Suchaktion schliesslich in den Bergen gefunden wird, stellt sich heraus, dass sie an Altersdemenz leidet. Den Geschwistern bleibt keine andere Wahl, als Mama Nurset nach Istanbul zu bringen, wo alle wohnhaft sind. Gefangen in ihren eigenen komplizierten Leben, sieht sich keiner von ihnen der Aufgabe gewachsen, die resolute alte Frau zu betreuen. Eine Mutter, die in einem geistigen Zustand lebt, der keine Vergangenheit mehr kennt. Es ist dann ausgerechnet der rebellische Enkel (Onur Ünsal), der die Grossmutter so akzeptiert wie sie ist ...
Der renommierten türkischen Regisseurin Yesim Ustaoglu („Reise zur Sonne", 1999) gelingt es mit ihrem vierten Spielfilm, eine berührende, realistische Geschichte ohne kitschige Sentimentalität zu erzählen. Wunderbar, wie sie die Gegensätze zwischen Tradition und Moderne, zwischen Land und Stadt auf poetische Weise inszeniert hat. Die Rolle der kranken Mutter Nusret wird auf äusserst eindrückliche Weise von Tsilla Chelton interpretiert. Einen ähnlichen Part hatte sie schon in „Tatie Danielle" (1991), für den sie für den „César" nominiert wurde. Jetzt wurde sie zu Recht für „Pandoras Box" als beste Darstellerin am San-Sebastian-Festival ausgezeichnet.
Fazit: Pandora's Box ist eine einfühlsame Schilderung, auf welche Art und Weise drei Kinder mit der Alzheimer-Erkrankung ihrer greisen Mutter umgehen. Besticht durch Ernsthaftigkeit, leisen Humor und glänzt mit einer hervorragenden Hauptdarstellerin.
