High-School-Schüler Simon (Devon Bostick, „Saw IV") ist Waise. Seine Eltern, der muslimische Geigenbauer Sami (Noam Jenkins, "Charlie Bartlett") und die kanadische Geigerin Rachel (Rachel Blanchard, „Careless") sind nach einem tödlichen Unfall nur noch eine Kindheitserinnerung. Grossgezogen hat ihn sein Onkel. Als Simons Französischlehrerin für eine Übung von einem Terroristen erzählt, der seine nichtsahnende schwangere Verlobte mit einer Bombe nach Tel Aviv reisen lässt, wird seine Fantasie geweckt. Er erfindet seine Biografie neu - er ist nun Sohn eines Terroristen - und löst damit nicht nur Erschütterungen in seinem direkten Umfeld, sondern auch eine heftige Internetdebatte aus. Sein Rollenspiel verselbständigt sich zu einem Netz aus Lügen und Wahrheit ...
Atom Egoyans Filme („Exotica","The Sweet Hereafter") handeln meistens von tiefen emotionalen Bindungen. Schuld, Verlustschmerz, Trauerarbeit, Geben und Nehmen zwischen Generationen. Vergleicht man seine Werke, so weisen sie eine gewisse Ähnlichkeit auf. Dies wohl aufgrund der Tatsache, dass vielfach das gleiche Team am Werk ist; Kamera Paul Sarossy, Cutterin Susan Shipton, Komponist Mychael Danna und seine Ehefrau Arsinée Khanjian (dieses Mal als die Lehrerin Sabine). Der zwölfte Film des Regisseurs ist einer seiner besten. Einnehmend sind Egoyans wunderbare Formsprache, die hypnotischen Kamerafahrten, seine intelligenten Flashbacks und der konstant gehaltene Spannungsbogen, der die drei Hauptfiguren miteinander verbindet. Ein bisschen verwirrend sind die verschiedenen Zeit- und Handlungsebenen. Dies aber nur, bis man den Zugang zur Story findet. Was für die meisten Zuschauer ziemlich bald geschieht.
Fazit: Dramatische Familiengeschichte im typisch besessenen Erzählstil des kanadischen Filmautors Atom Egoyan. Er zeigt auf, wie Menschen mit Vorurteilen umgehen und versucht einen Konsens, eine tolerante Wahrheit zu finden. Kurz: Anspruchsvolles Kino.
Benny Furth |