Der junge Chéri (Rupert Friend) wird von seiner Mutter Madame Peloux (Kathy Bates) zu einer älteren Kurtisane geschickt, bei der er die Kunst der Liebe lernen soll. Léa (Michelle Pfeiffer), die sich mittlerweile aus dem Gewerbe zurückgezogen hat, erweist Mdm Peloux einen Gefallen und nimmt sich des wohlhabenden und verwöhnten Jünglings an. Die sechs Jahre andauernde, leidenschaftliche Affäre findet ein schmerzliches Ende, als Chéri gezwungen wird, eine jüngere, wohlhabende Frau zu heiraten. Doch er kann die verlassene Geliebte nicht vergessen.
Die französische Schriftstellerin Colette (1873-1954) legte die Geschichte ihrer Novelle „Chéri" im mondänen Paris zur Zeit der Jahrhundertwende an. Um 1900 vergnügten sich die wohlhabenden Aristokraten Europas sowie einflussreiche Politiker mit Kurtisanen. Emanzipiert, kultiviert und mit beträchtlichem Einfluss lebten diese Frauen jedoch mehrheitlich isoliert von der Gesellschaft. Kein leichtes Unterfangen für Regisseur Stephen Frears („The Queen", „Dangerous Liaisons"), den ‚verstaubten' Zeitgeist dieser Epoche und die Literaturvorlage auf einen filmischen Nenner zu bringen. Denn auch im bekanntesten Roman von Colette wird weibliche Sexualität enttabuisiert und Liebesbeziehungen werden kritisch hinterfragt. Oft zweideutig, aber immer einfühlsam und lebensnah beschrieben. Doch auch angesichts der detailgetreuen, schwelgerischen Bildkompositionen will der Funke nicht so richtig überspringen. Zwischen schweren Brokatvorhängen, kostbaren Kristallleuchtern, Marmortischen und ausgestopften Tierköpfen wirkt Frears Inszenierung ähnlich blutleer wie die weissgepuderten Gesichter der Protagonisten. Schade.
Fazit: Ein üppiger impressionistischer Bilderreigen mit den beiden hervorragenden Hauptdarstellerinnen Michelle Pfeiffer und Kathy Bates. Wer Kostümfilme und exquisites Set Design mag, der verzeiht die etwas schleppend inszenierte Handlung.
Isabella Fischer
Chéri / Drama / Grossbritannien 2008 / Regie: Stephen Frears / mit Michelle Pfeiffer, Rupert Friend, Kathy Bates u.a. / Verleih: Pathé Films / 90 Minuten / Kinostart: 18. Juni 2009