Ob Wahrheit oder Mythos, noch vor dem Schicksalsjahr 1000 nach Christus soll es eine Frau, und erst noch eine Deutsche, geschafft haben den Papstthron zu erobern. In einem obskuren Waldweiler geboren, versucht der hartgesottene Vater, ein Dorfpriester, das ungeliebte, gescheite Mädchen mit Schlägen und Drohungen von jeglicher Bildung fern zu halten. Vergebens. Unbeirrbar macht sich Johanna (Johanna Wokalek) auf ihren schicksalshaften Lebensweg und trifft - immer im richtigen Moment - jene Männer, die ihr weiterhelfen. Merkwürdig, kaum je kommt der Verdacht auf, dass das zarte Geschöpf in Mönchskleidung eine Frau sein könnte. Lediglich Graf Gerold (David Wenham), Johannas späterer Liebhaber, sowie ein Bruder im Kloster Fulda kennen ihr Geheimnis. Da sie fürchtet, entlarvt zu werden, macht sich Johanna als Pilger auf den Weg nach Rom. Auch da ist ihr Aufstieg dank ihren Talenten und der Protektion von Papst Sergius (John Goodman) unaufhaltsam...
Lang ist der Weg der Johanna und lang ist auch Sönke Wortmanns Film, nicht nur zeitlich. Das Wunder, das sich der Regisseur des „Wunder von Bern" von seinem neuen Film ersehnt, wird wohl auf sich warten lassen. Zwar ist die internationale Starbesetzung durchaus sehenswert, aber die historische Umsetzung ist kritisch zu hinterfragen. Zweifelsohne war das frühe Mittelalter nördlich der Alpen höchst primitiv. Das Rom des 9. Jahrhunderts hingegen sieht aber wohl nicht mehr so aus wie zu Cäsars Zeiten. Auch der Papst gleicht - wie lustig Goodman seine Rolle auch spielt - eher einem fetten römischen Senator als einem von der frühchristlichen Kargheit geprägten Kirchenoberhaupt. Ursprünglich hätte der Film, welcher auf einem Buch der Amerikanerin Donna Woolford Cross basiert, von Volker Schlöndorff gedreht werden sollen. Vielleicht wäre es nochmals einen Versuch wert, denn die Stellung der Frau in der katholischen Kirche wird noch jahrelang Gesprächsthema bleiben.
Fazit: Ein thematisch interessanter Film, der viele Fragen über die frühchristliche Welt, aber auch über historische Interpretationen aufwirft.
Juliana Schwager-Jebbink |