Eigentlich ist es nur sein gutes Herz für Unterprivilegierte und seine Schwäche für das weibliche Geschlecht, die Fürsorger und Blaukreuzhelfer Hans-Peter Stalder (Roeland Wiesnekker) auf die schiefe Bahn bringen. Vier Partnerinnen und zwei Töchter zu unterhalten ist eine kostspielige Sache und so kommt der Fürsorger und angebliche Kinderarzt ganz 'natürlich' auf seine aufsehenerregende Geldvermehrungsstrategie. Die Gier seiner Umgebung verhilft ihm ohne Umschweife zu den benötigten Millionen, denn wer kann schon vierzig- bis fünfzigprozentigen Renditeversprechungen von einer solch vertrauenerweckenden Persönlichkeit widerstehen? Auch wenn das ganze Kartenhaus zusammenfällt, Stalder findet immer wieder seine Opfer.
Wohltuend, dass Regisseur Lutz Konermann einen authentischen Film in Schweizer Dialekt gedreht hat. "Der Fürsorger" basiert auf dem Buch "Ich, der Millionenbetrüger, Dr. Alder" von Philipp Probst. Mit einer Portion Ironie zeichnet Konermann ein Bild menschlicher Schwächen in einer Schweiz der 80er Jahre. Macht- und Zügellosigkeit, die auch der heutigen weltweiten Finanzkrise zugrunde liegen. Leider lässt der Hauptdarsteller Roeland Wiesnekker mit seinem Klamauk und überbetonter Mimik den Film immer wieder ins Peinliche abgleiten. Darunter leidet das hervorragende Spiel anderer Schauspieler wie Katharina Wackernagel oder Leonardo Nigro.
Fazit: Bieder-gemütliche Unterhaltung, die uns einen Spiegel vorhalten will.
Juliana Schwager-Jebbink
Der Fürsorger / Realsatire / Regie: Lutz Konermann / Schweiz 2009 / mit Roeland Wiesnekker, Katharina Wackernagel, Andrea Guyer, Leonardo Nigro, / u.a. / Verleih: Filmcoopi Zürich / 96 Minuten / Kinostart: 10. Dezember 2009