Im November 2005 wird der 12-jährige Ahmed, der mit seiner Familie im Flüchtlingslager Jenin im Westjordanland wohnt, mit einem gezielten Schuss aus der Waffe eines israelischen Soldaten getötet. Das Spielzeuggewehr des Jungen wurde mit einer echten Kalaschnikow verwechselt. Als im Spital von Haifa die Ärzte nur noch Ahmeds Hirntod feststellen können, werden Ahmeds Eltern mit der Frage konfrontiert, ob sie die Organe für israelische Kinder spenden wollen. Nach anfänglichem Zögern sucht Vater Ismael das Gespräch mit dem Imam von Jenin und dem Chef der Al-Aksa-Brigaden. Beide geben ihre Zustimmung, die jedoch geprägt ist vom Hintergedanken der ‚psychologischen Kriegsführung'. Sechs israelische Kinder können dank der Organspende überleben. Neugierig auf das Schicksal dieser Kleinen macht sich Ismael 2007 auf den Weg, um einige dieser Kinder zu besuchen.
Der preisgekrönte Film schildert auf beeindruckende Weise, welche Erniedrigungen sich Ismael gefallen lassen muss, bis er das Drusenmädchen Samah, den kleinen Mohammed und Menuha besuchen kann. Menuhas Eltern, orthodoxe Juden, fiel es sehr schwer zu akzeptieren, dass die Niere ihrer Tochter von einem palästinensischen Jungen stammt. Auch die Vorgespräche, die Regisseur Leon Geller mit dem Vater des Mädchens führt, erweisen sich als äusserst mühsam. Als es dann doch gelingt, die Familie des Mädchens zu besuchen, erlebt der Zuschauer anhand einer einfachen Frage, wie abgrundtief der Graben zwischen Israeli und Palästinenser geworden ist: Der Vater des Mädchens, einst selber aus USA nach Israel eingewandert, fragt den Palästinenser: „Wenn Sie in Jenin arbeitslos sind, wieso wandern Sie dann nicht in die Türkei oder in die USA aus?"
Fazit: Ein Film, der in seiner politischen und menschlichen Dimension im wahrsten Sinn des Wortes unter die Haut geht.
Juliana Schwager-Jebbink |