Shame: Düsteres Psychodrama, unverschämt direkt, unglaublich gut gespielt (Trailer und Filmkritik)
Inhalt: Der dreissigjährige Brandon (Michael Fassbender) ist beruflich erfolgreich, gutaussehend, wohnt in einem tollen Appartement in New York. Gute Voraussetzungen, um sich glücklich zu fühlen. Doch Brandons Gedanken drehen sich nur um eine Sache: Sex. Er stürzt sich von einem One-Night-Stand in den nächsten, surft im Internet von Pornoseite zu Pornoseite, und treibt es mit Zufallsbekanntschaften in dunklen Hinterhöfen. Jede Faser seines Körpers ist besessen von der Aussicht auf Sex, dem beherrschenden Thema seines Lebens. Bis seine exzentrische Schwester Sissy (Carey Mulligan) vor seiner Tür steht und bei ihm einzieht…
Kritik: „Kino muss essentiell sein (..) Die Kids werden kein Geld auf den Tisch legen, um sich einen Kostümschinken anzusehen.“ Regisseur Steve McQueen („Hunger“) bezeichnet sich als Künstler und Moralist. Einer, der reflektiert, was um ihn herum vor sich geht. Sein zweiter Langspielfilm „Shame“ ist zweifelsohne stark geprägt von McQueens Anspruch an Kunst und Reflexion. Zusammen mit der Drehbuchautorin Abi Morgan („The Iron Lady“) offenbart der britische Videokünstler Sexsucht als eine 100 Minuten dauernde quälende Sucht nach sexuellem Lustgewinn. Eine solch repetitive Inszenierung desselben ‚Motives‘ kann nur unter einem bestimmten Kunstanspruch als gelungen betrachtet werden. Denn der Zuschauer fern jeglicher ‚künstlerischer‘ Erwartungshaltung hat bereits nach der zweiten ‚schnellen Nummer‘ kapiert, dass es sich hier um einen Sexsüchtigen handelt. Abgesehen von dem penetrant intimen Blick in und auf ein selbstzerstörerisches Leben glänzt „Shame“ durch die herausragende Darstellung des irischen Schauspielers mit deutschen Wurzeln Michael Fassbender. Ob die Kids ihr Geld für diesen Film investieren wird sich weisen. Empfehlen kann ich „Shame“ aber nur dem etwas reiferen und filmerfahrenen Publikum.
Fazit: Ein unverschämt direktes Psychodrama. Die Inszenierung bewegt sich im Edelporno-Bereich, das Thema könnte auf manche Gemüter verstörend wirken. Und Michael Fassbender, der ist sensationell gut. Kein angenehmes Kinoereignis, aber ein sehr aussergewöhnliches.
Isabella Fischer
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