Extremely Loud and Incredibly Close: Lebensbejahende Selbstfindung eines Jungen. Unglaublich wahrscheinlich? (Trailer und Filmkritik)
Inhalt: Oskar (Thomas Horn) lebt zusammen mit seiner Mutter (Sandra Bullock) in einem Appartement in New York. Oskar ist davon überzeugt, dass sein Vater (Tom Hanks), der am 11. September bei den Angriffen auf das World Trade Center ums Leben gekommen ist, eine letzte Botschaft hinterlassen hat, die irgendwo in der Stadt versteckt ist. Zu seiner trauernden Mutter verliert Oskar zunehmend den Kontakt. Seine Rastlosigkeit und sein wacher Verstand lassen ihn an allem zweifeln, was er nicht mit eigenen Augen sehen kann. Eines Tages findet er im Schrank seines Vaters einen Schlüssel. Oskar macht sich auf die Suche nach jenem Schloss, in das der geheimnisvolle Schlüssel passt. Bei seinen Streifzügen durch die New Yorker Stadtbezirke beginnt er seine Umwelt mit anderen Augen wahrzunehmen – was ihm hilft, über seinen persönlichen Verlust hinwegzukommen.
Kritik: Zugegeben, dieses Drama hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Auch wenn man schon tausende von Dramen visioniert hat. Es gilt, aus objektiver Distanz Idee und künstlerische Umsetzung zu bewerten. Doch die künstlerische Verarbeitung Anschlag auf das WTC, damals am 11. September, scheint oftmals ein derart emotionales, nahezu unantastbares Gut zu sein, dass wohl manch Rezensent hin- und hergerissen ist zwischen unerbittlicher Kritik und wohlwollender Grosszügigkeit. Es ist mutig und lobenswert, dass für einmal ein Film in die Kinos kommt, der 9/11 weder als heroisierendes Action-Spektakel (z.B. O. Stones „World Trade Center“) noch als eines der zahlreichen Doku-Dramen über die ‚Helden‘, Opfer und deren Angehörige darstellt. Regisseur Stephen Daldrys Version ist sehr ambitioniert, aber auch sehr pathetisch. Und langatmig. Zudem ist das durchgehende Voice-over von Thomas Horn in der Rolle des Vater-suchenden Jungen nicht Jedermanns Sache. Die Figur des Grossvaters (Max von Sydow, Oscar-Nomination 2012 für Beste Nebenrolle) ist zwar gut gespielt, trägt aber aufgrund zahlreicher repetitiver Gestik und Dialogpassagen nicht viel zur Entwicklung der Geschichte bei.
Fazit: Das Trauma 11. September aus ungewöhnlicher Perspektive auf ungewohnt philosophische Weise inszeniert. Nicht ohne Pathos und mit zahlreichen Längen. Doch die schauspielerische Leistung von Thomas Horn ist erstklassig. Ein Film, der vor allem dem etwas reiferen, weiblichen Kinopublikum gefallen dürfte.
Isabella Fischer
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