Eine leere Autobahn erstreckt sich so weit das Auge reicht, inmitten einer ruhigen und kargen Landschaft. Sie wurde zwar vor vielen Jahren praktisch fertig gebaut, blieb aber unbenutzt. Sie scheint auch langsam zu verfallen, denn am Rande ist der Asphalt von wilden Pflanzen durchdrungen. Nur wenige Meter von den Leitplanken entfernt befindet sich ein schmuckes Häuschen mit einem kleinen Garten. Darin wohnt eine Familie mit drei Kindern, fröhlich und unbeschwert. Der Sommer beginnt und überraschenderweise werden die Bauarbeiten wieder aufgenommen. Denn die Autobahn soll demnächst eröffnet werden ...
Die Geschichte spielt sich zwar in Frankreich ab, sie könnte sich aber überall zutragen. Die eindrücklich sich langsam steigernde apokalyptische Atmosphäre könnte sowohl in einem anderen Erdteil wie auch auf dem Mond herrschen. Ursula Meier, Schweizer Nachwuchsfilmregisseurin, die schon mit der TV-Produktion „Des épaules solides" überraschte, inszenierte ein echtes Roadmovie. Denn alles passiert direkt an einer Strasse, an einer Autobahn. Was zuerst als Familienkomödie beginnt wird zunehmend ein Familiendrama. Das Kunststück, der Geschichte einen satirischen Anstrich zu geben, ist ihr bestens gelungen. Ein enormes Plus ist die Bildgestaltung der Kamerafrau Agnès Godard. Viele Szenen erinnern an Jean-Luc Godards „Weekend". Eindrucksvoll sind auch die akustischen Effekte, gestaltet von Luc Yersin. Stark sind zudem die beiden Hauptrollenträger inmitten eines hervorragenden Ensembles: Isabelle Huppert („La Pianiste") als Mutter, Olivier Gourmet („Le Silence de Lorna") in der Rolle des Vaters.
Fazit: „Home", ein vielfach ausgezeichneter Film für Liebhaber von ungewöhnlichem Kino. Eine gelungene Parabel auf den Verlust eines eigenen Heims. In jedem Fall einer der derzeit besten Schweizerfilme.