Alex (Johannes Krisch) und die Prostituierte Tamara (Irina Potapenko) sind ein Liebespaar im Wiener Rotlichtmilieu. Sie können ihre Beziehung nur heimlich leben und möchten ins Ausland fliehen. Ein Banküberfall in der Provinz scheint die einzige Möglichkeit, um an Geld zu kommen. Doch der Coup geht schief: ein Polizist schiesst auf das Fluchtauto und trifft Tamara tödlich. Ihr Tod verbindet und verändert das Leben von vier Menschen: Von Robert, dem Polizisten (Andreas Lust), der den tödlichen Schuss abgegeben hat. Von Susanne, seiner Frau (Ursula Strauss), die sich ein Kind wünscht. Von einem einsamen Bauern auf seinem verkommenen Hof. Und es verändert Alex. Plötzlich stellt sich die Frage: Wer ist schuld, wenn das Leben nicht so verläuft, wie man es möchte? Manchmal muss man handeln, bevor man die Antwort weiss. Alex macht sich auf den Weg, den Tod seiner Geliebten zu rächen.
Eine provokative Frage sei vorweg gestattet: Weshalb schaffen es die Österreicher, mit wenig Mittel grossartige Filme zu realisieren - und die Schweizer nicht? Ein einsam gelegener Bauernhof, ein Etablissement im Rotlichtmilieu, eine interessante Figurenkonstellation - von talentierten Schauspielern überzeugend gespielt. Fertig ist "Revanche", das kleine Meisterwerk. Gopfriedschtutz, diese ‚Ingredienzien' haben wir in der Schweiz doch auch zu bieten! Auch wenn man lange nicht mehr darüber philosophiert hat, was eigentlich ein guter Film ausmacht - nach „Revanche" tut man es. Einfache, klare Bildsprache, existentielle Fragen ohne jegliche Sentimentalität inszeniert, sparsam eingesetzte Dialoge und eine Spannung, die über zwei Stunden anhält. Der 48-jährige Regisseur Götz Spielmann schafft es, mit Bildern Worte zu zeichnen. Ohne Getöse und Effekthascherei. Aber mit viel Gespür für verborgene Gefühlswelten und stringente Erzähldramaturgie.
Erzählen heisst Zusammenhänge herstellen. Das ist im Kleinen fragwürdig, denn Leben und Welt folgen im Wesentlichen keinem mechanistischen Prinzip. Das ist im Grossen richtig, denn alles steht miteinander in Verbindung (Götz Spielmann / Pressedok)
Fazit: „Revanche" wurde für den Oscar als ‚Bester fremdsprachiger Film' 2009 nominiert. Das österreichische Drama ist grosses Kino mit vergleichsweise kleinem Budget. Meisterhaft in der Zeichnung der Figuren. Emotional, aber nie sentimental. 121 Minuten lang tiefe Berührtheit. Wer sich davor fürchtet, für den wäre vielleicht Terminator 4 die passende Alternative...
Isabella Fischer |