Es ist die Geschichte der Pariser Familie Rosenfeld: Judith (Miou-Miou), kümmert sich aufopfernd um ihren Sohn, obwohl der bereits in seine eigene Wohnung eingezogen ist. Judith's Bruder Simon (Charles Berling) ist erfolgreicher Buchautor und hat sein Leben ganz der Karriere verschrieben. Doch da taucht ihre Mutter Frida (Shulamit Adar) auf. Verwirrt, auf der Suche nach ihrem verstorbenen Ehemann, sucht sie das Haus ihrer Jugend auf. Mit zunehmender Demenz sucht sie die Orte ihrer Vergangenheit auf und konfrontiert so die Geschwister mit ihrer eigenen Gegenwart. Judith, allein stehend, muss sich wieder auf sich selbst besinnen, und Simon erkennt, seine Tochter aus den Augen verloren zu haben...
„Ein alter Mensch ist wie eine Enzyklopädie: stirbt er, ist es wie wenn das Buch verbrannt wird." (Krankenschwester zu Judith)
„Les murs porteurs" (dt. ‚die tragenden Mauern') - bereits der Filmtitel reflektiere die symbolische Bedeutung und das Thema seines Filmes, so Regisseur Cyril Gelblat. Der Titel stehe für Ursprung, Identität und die symbolische Bedeutung von Orten. Wie zum Beispiel das Haus aus der Kindheit: ein Ort der Erinnerungen, der Sicherheit. Ein Fundament, das sich nicht einfach abtragen lasse. Dorthin flüchtet sich auch die an Alzheimer erkrankte Frida, anrührend interpretiert von der israelischen Schauspielerin Shulamit Adar. Formal widerspiegelt der Film den Lebensrhythmus der an dieser Krankheit leidenden Frida: kontemplative Einstellungen, bedächtige Schnittkadenz, keine Höhepunkte. Bemerkenswert, mit welch grosser Sensibilität sich der 28-jährige Filmemacher dieser Welt voller vergessener Dinge und bedrückender Einsamkeit angenommen hat. „Les murs porteurs" ist Gelblats erster Langspielfilm. Ein Abenteuer sei es gewesen, so der junge Regisseur. Ein überaus gelungenes. Chapeau!
Fazit: „Les murs porteurs" ist eine feinfühlige Umsetzung eines schwierigen Themas. Ein melancholisch grundiertes Drama, das jedoch nie ins Rührselige abgleitet. Traurig und hoffnungsvoll zugleich.
Isabella Fischer |