Der Postbeamte Eric Bishop (Steve Evets) befindet sich in einem verheerenden seelischen Tief. Als Grossvater soll er das Kind der Tochter aus erster Ehe betreuen und muss sich deshalb auch wieder mit seiner Ex-Frau Lily (Stephanie Bishop) treffen. Gleichzeitig schikanieren ihn die beiden Stiefsöhne, die eine weitere Verbindung bei Eric zurückgelassen hat. Seine Postkumpels kümmern sich nun um den Unglücklichen. Dank einem psychologischen Handbuch für Anfänger, das in einer ersten Lektion aufruft, sich mit seiner persönlichen Ikone zu identifizieren, findet Eric zurück ins Leben: Denn für ihn ist nicht Fidel Castro, Nelson Mandela oder Gandhi das leuchtende Beispiel, sondern der ehemalige Manchester-United-Star Eric Cantona. Wie dieser als 'alter Ego' (Eric Cantona spielt sich selbst) auf der Schwelle steht, läuft's wieder rund für unseren Postmann und Fussballfan.

Regisseur Ken Loach versteht es wie kein anderer mit - manchmal makaberem - britischem Humor sozialkritische Themen aufzugreifen und sie in einen breiteren Kontext zu setzen. Im Fall von "Looking for Eric" nimmt er sich des Einzelschicksals eines Mannes an, der früh mit familiären Pflichten konfrontiert und damit nicht fertig wurde. Wie in vielen solchen Fällen versucht auch Eric Bishop, sich alleine aus seinem Seelensumpf heraus zu strampeln. Diesen Kampf mit sich und seinem doch eher einfach gestrickten Umfeld leuchtet Loach auf subtile Art aus und wartet mit einer Fülle von originellen Einfällen auf. Höhepunkt ist wohl die Abrechnung mit den Drogenbossen der in die Kriminalität abgestürzten Stiefsöhne. Die Rolle des 'alter Ego' mit dem ehemaligen Fussballstar Eric Cantona zu besetzen verleiht dem Film etwas angenehm Moralisierendes: Cantona ist der lebendige Beweis dafür, dass Gradlinigkeit, Durchhalte- und Einfühlungsvermögen zum Erfolg im Beruf und im Leben führen.

Fazit: Für Ken Loach-Kenner ein 'must', für Ken Loach-Neulinge eine Entdeckung. Milieu und deftige Sprache erfordern - am Anfang - Durchhaltevermögen. Aber es lohnt sich!

Juliana Schwager-Jebbink