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Le Havre

 

Le Havre: Märchenhafte, poetisch-lakonische Komödie im unverwechselbaren Kaurismäki-Stil (Trailer und Filmkritik)

Inhalt: Marcel Marx (Jean-Pierre Darroussin) , früher Autor und wohlbekannter Bohemien, hat sich nach Le Havre zurückgezogen. Hier lebt er zufrieden mit seiner Frau Arletty (Kati Outinen) und geht der ehrenwerten, aber wenig einträglichen Tätigkeit eines Schuhputzers nach. Da trifft er eines Tages den afrikanischen Jungen Idrissa (Blondin Miguel), der sich auf der Flucht befindet, da ihn die Polizei auf seinem Weg nach England im Hafen von Le Havre in einem Container entdeckt hat. Obwohl Marcels Frau erkrankt ist, stellt er sich mit Hilfe von Bewohnern seines Quartiers gegen die Obrigkeit des Staates, die den Jungen fieberhaft sucht. Es ist Zeit für Marcel, seine Schuhe zu polieren und die Zähne zu zeigen...

Kritik: Es ist eines der Themen, das die europäische Politik beschäftigt: die zunehmende Zahl von Flüchtlingen, die hoffen und glauben, in Europa ein besseres Leben führen zu können. Auch wenn er selbst keine Lösung anzubieten habe, so wolle er sich trotzdem mit seinem ‚unrealistischen‘ Film „Le Havre“ diesem Problem widmen, so Aki Kaurismäki in einem Interview. Und wenn sich der renommierte finnische Regisseur („Leningrad Cowboys go America“, „Man without a past“) mit seinem eigenwilligen Stil dieses Themas annimmt, dann ist das Resultat etwas Einzigartiges. Seine Erzähldramaturgie ist nicht die der Dramatisierung, Polemik oder der unterschwellig wertenden Sicht (wie z.B. in „Vol spécial“, derzeit in den CH-Kinos). Kaurismäkis Blick auf das Schicksal dieses jungen afrikanischen ‚Clandestin‘ ist ein märchenhafter, oder präziser, ein utopischer. Denn „Le Havre“ ist weder geschwätzig noch kitschig noch fabulös noch kunterbunt. Farbenprächtig ist nur das Set Design der Innenräume und der schrullig-schmissigen Rock’n’Roll-Performance. Und es wäre kein Kaurismäki-Film, würde seine finnische Leading Lady Kati Outinen als Frau des Schuhputzers ihre Dialoge akzentfrei sprechen. Ihr Französisch klingt, als hätte sie eine heisse Kartoffel im Mund. Jeder andere Regisseur hätte wohl entweder synchronisiert oder seine Muse mit einem Sprach- Coach gequält. Ich teile Kaurismäkis Einschätzung – „Le Havre“ ist kein realstischer Film. Aber ein überaus realer.                    

Fazit: Ein ‚kaurismäkisches‘ Kinohighlight! Melancholisch, minimalistisch inszeniert, mit schrulligen Charakteren, die nur Filmbanausen nicht ans Herz wachsen. Ein Muss für Kenner und Fans des poetisch-lakonischen Kinos.   

Isabella Fischer

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Le Havre / Sozialkomödie / Finnland 2011 / Regie: Aki Kaurismäki / mit Kati Outinen, Jean-Pierre Darroussin u.a. / Verleih: Filmcoopi AG / 93 Minuten / Kinostart: 29. September 2011

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