You Will Meet A Tall Dark Stranger : Typische Woody Allen-Comedy: überraschende Einfälle mit einem Staraufgebot (Trailer und Filmkritik)
Das jüngste Inventar von Woody Allen-Neurotikern lautet etwa folgendermassen: Sally (Naomi Watts „King Kong“) und Roy (Josh Brolin „No Country for Old Men“) – ein Ehepaar in der Krise. Roy krampft um seinen neusten Roman und begehrt seine Nachbarin Dia (Freida Pinto „Miral“). Sally tritt indes eine neue Stelle als Kuratorin des Galeriebetreibers Greg (Antonio Banderas) an, und beginnt prompt für ihren neuen Chef zu schwärmen. Des Weiteren wären da Sallys Eltern Alfie (Anthony Hopkins) und Helena (Gemma Jones). Nach jahrzehntelanger Ehe verspürt Alfie den zweiten Frühling und zieht in ein Hochglanz-Appartment. Zusammen mit dem unterbelichteten Callgirl Charmaine (Lucy Punch) in der Rolle seiner zukünftigen Ehefrau. Am Ende ihrer Nerven holt sich Helen deshalb Hilfe bei der Hellseherin Cristal (Pauline Collins „Shirley Valentine“), was die familiär verwirrte und angespannte Situation noch weiter zuspitzt.
Kritik: Jedes Jahr ein Woody Allen-Film, stets von unterschiedlicher Qualität, aber nie schlecht. Okay, vielleicht mit Ausnahme von „The Curse of the Jade Scorpion“. Seine jüngste Arbeit ist irgendwo zwischen „Scoop“ und „Anything Else“ einzuordnen – insgesamt charmant, aber thematisch über weite Strecken sehr blutarm. Was das Ensemble betrifft, so gibt es wenig zu bemängeln. Hopkins scheint zwar sowohl in seiner Rolle wie auch mimisch mehrheitlich abwesend zu sein. Brolin als gescheiterter Autor bietet jedoch einen wohltuenden Kontrast zu den düsteren Rollen, die seine Karriere begründeten. Naomi Watts vermag ihre Filmfigur mehrdimensional zu spielen, was sowohl an der Charaktere, wie auch am grossen Können der Schauspielerin liegt. Und Gemma Jones portraitiert mit viel Gespür eine Frau inmitten eines Nervenzusammenbruchs und am Anfang eines spirituellen Abenteuers. Was insgesamt nicht schlecht, aber letztlich herzlich wenig ist.
Fazit: “You Will Meet a Tall Dark Stranger”, das ist nicht viel mehr als wiederkehrende Figuren und Situationen aus Regisseur Woody Allens vergangenen Filmen – „Whatever Works“, „Alice“, „Anything Else” und „Cassandras Dream“. Allen zitiert zu Filmbeginn Shakespears Macbeth„It is a tale told by an idiot, full of sound and fury, signifying nothing.“ Was leider sehr auf „You Will Meet a Tall Dark Stranger“ zutrifft. Eine Tragikomödie, die nur Woody-Fans zu empfehlen ist.
Serge Zehnder
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