Uncle Boonmee: Ungewohntes, sowohl humoristisches wie auch dramatisches, thailändisches Kunst-Kino (Trailer und Filmkritik)
Inhalt: Nach einem Nierenversagen fährt Onkel Boonmee aufs Land, um im Kreise seiner Familie zu sterben. Durch Yoga hat er ein ausgeprägtes Körperbewusstsein entwickelt. Er ahnt, dass ihm nur noch wenige Stunden bis zu seinem Tod bleiben. In seinem Haus, das sich am Rande des Regenwaldes befindet, begegnet er dem Geist seiner verstorbenen Frau Huay. Dieser kümmert sich liebvoll um ihn und erklärt ihm, dass Geister nicht an Orte gebunden sind, sondern an lebende Menschen. In der Gestalt eines Waldgeistes treffen die beiden auch ihren verschollenen Sohn Tong. Zu Dritt begeben sie sich in den unwirtlichen Dschungel, auf der Suche nach Boonmees früherem Leben ...
Kritik: Gleich zu Beginn von “Uncle Boonmee” sieht der Kinobesucher eine scheinbar unendlich dauernde Sequenz mit einem angebundenen Wasserbüffel im Halbdunkeln. Es folgt eine äusserst langsame Erzähl- und spielweise, mit vielen Traumsequenzen und einer fragmentarischen Dramaturgie. Der geneigte Zuseher wird sehr bald realisieren, dass sich hier etwas abspielt, was er bis anhin wohl noch nie auf der Leinwand gesehen hat. Im Gegensatz zum kommerziellen Filmschaffen ist „Uncle Boonmee“ ohne Kitsch, halbdokumentarisch und streckenweise skurril und mystisch. Der thailändische Regisseur Weerasethakul bringt es mit wenigen Worten auf den Punkt: “Es geht ums Leben, von seinem Ende her betrachtet.”
Fazit: Wie an den thailändischen Originaltitel “Loong Boonmee Raleuk Chaat” und an den Namen des Regisseurs, Apichatpong Weerasethakul, so muss man sich auch bei diesem poetischen Kunstfilm zuerst etwas ‚eingewöhnen’. Die Sehgewohnheiten für ‘normales’ Kino werden hier herausgefordert. So ist denn „Uncle Boonmee“ eher als ‚filmische Meditation’ zu bezeichnen. Sehr eindrücklich, insbesondere für die Augen des anspruchsvollen Arthouse-Kinofans.
Inside: “Uncle Boonmee”, Gewinner der ‘Goldenen Palme’ von Cannes im Jahre 2010, galt für die meisten Jurymitglieder als der aussergewöhnlichste Film. Auf die Frage an den Regisseur, ob dieser Gewinn etwas für ihn verändert hat, antwortete er: “Ja, meine Zeit ist angehalten. Üblicherweise arbeite ich immer. Aber das ist jetzt das erste Mal, dass ich mit einem Film auf Reise gehen muss. Da hat sich wirklich eine andere Welt eröffnet. Es ist faszinierend – aber ich kann mir nicht vorstellen, das für jeden Film zu machen“.
Benny Furth
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