Conviction: Solide inszeniertes Mainstream-Justizdrama nach wahren Begebenheiten (Trailer und Filmkritik)
Inhalt: Für Betty Anne Waters (Hilary Swank) ist ihr grosser Bruder Kenny (Sam Rockwell) der wichtigste Mensch im Leben. Schon als Kind stand er ihr immer zur Seite. Doch Kenny ist in Schwierigkeiten. Wegen Mordes wird er zu lebenslanger Haft verurteilt. Betty ist die einzige, die an seine Unschuld glaubt. Sie verspricht, alles zu tun, um ihn aus dem Gefängnis zu holen. Mit Hilfe ihrer Freundin Abra (Minnie Driver) studiert Betty Rechtswissenschaften. Doch die Lage scheint hoffnungslos, denn der Fall ist inzwischen verjährt, und die Zeugen von damals zeigen sich nicht kooperativ. Doch Aufgeben ist für Betty kein Thema. Entschlossen und unnachgiebig ermittelt sie weiter. Bis sie eine heisse Spur entdeckt…
Kritik: Insbesondere Amerikaner mögen solche Geschichten: Ein angeblich Unschuldiger sitzt im Knast, starke familiäre Bande (hier inniges Bruder-Schwester-Verhältnis) als treibende Kraft, und eine nahezu wortwörtliche Karriere von der ungebildeten Tellerwäscherin zur Anwältin. Man wundert sich, wieso die wahre Geschichte der Betty Anne Waters, eindrucksvoll verkörpert von Hilary Swank, erst jetzt auf der grossen Leinwand erscheint. „Conviction“ wurde von Tony Goldwyn inszeniert, dem Enkel des legendären Kinomoguls Samuel Goldwyn. Der fünfzigjährige Kalifornier hat sich vor allem einen Namen als TV-Regisseur gemacht (u.a. „Law & Order“, „Dexter“, „Grey’s Anatomy“). Über diese ‚Serien-Dramaturgie’ ist er denn auch in seinem fast zweistündigen Drama gestolpert. Obwohl ein hochkarätiges Schauspieler-Ensemble verpflichtet wurde (herausragend Oscarpreisträgerin Melissa Leo als Polizistin und Juliette Lewis als Kennys Ex-Freundin), wäre diese Inszenierung als TV-Miniserie besser aufgehoben gewesen. Die Story vermag über diese Länge hinweg nicht ganz zu überzeugen – zu flach die Dialoge, zu viele Tränen, unnötige Wiederholungen. Und es fällt schwer, die Figur Kenny zu mögen, geschweige denn als unschuldig zu betrachten. Eine zentrale Voraussetzung, um Empathie für die Figuren und deren Geschichte zu entwickeln.
Fazit: Eine klassisch amerikanische Story, sehr ‚amerikanisch’ erzählt. Kämpfen against all odds bis zum Happyend, viel Dramatik und noch mehr Emotionen. Stellenweise reichlich rührselig und mit einigen Längen. Nicht das Highlight unter den cineastischen Justizdramen, aber solide und spannend inszeniert.
Inside: Der Mord an einer jungen Kellnerin geschah im Jahr 1980 in Massachusetts. Rund zwanzig Jahre kämpfte Betty Anne Waters für die Unschuld ihres Bruders. Dank einer DNA-Probe, die neu als Beweismittel an den Gerichten zugelassen wurde, erwirkte Betty 2001 die Freilassung ihres Bruders. Er starb einige Monate später an den Folgen eines Sturzes. Der Mord an der Kellnerin bleibt bis heute ungeklärt.
Isabella Fischer
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