Die Motel-Bruchbude, die das ältere jüdische Ehepaar Jake und Sonia Teichberg (Henry Goodman und Imelda Staunton) im kleinen Städtchen Bethel mit ihren letzten Ersparnissen gekauft hat, droht in den Konkurs zu gehen. Da kann Sohn Elliot (Demetri Martin), der den erzkonservativen und chaotischen Eltern helfen will, nur noch mit einer ausgefallenen Idee Abhilfe schaffen. Als er in der Zeitung liest, dass im Nachbarort Wallkill ein Open-Air Musikfestival wegen Widerstand der Einwohner abgesagt werden musste, reagiert er blitzschnell. Als Präsident des lokalen Gewerbevereins organisiert er die für den Anlass notwendige Bewilligung, findet ein geeignetes Gelände, und schon wird die Woodstock-Legende wahr. Innert kürzester Zeit ist nicht nur das marode Motel restlos belegt, auch hunderttausende Hippies strömen herbei, um ihre ‚Heroes', Stars wie Janis Joplin, Joan Baez oder Jimmy Hendrix, zu hören.
Ang Lee wandelt den autobiografischen Roman von Elliot Tiber, wie Elliot Teichberg sich später nennt, in einen Film um, der ohne Musikgrössen auskommt. Die immense Woodstock-Bühne aber, von weitem als Wunderwerk in der Landschaft aufleuchtend, präsentiert sich als der ‚Flower-Power-Altar' einer neuen Generation. Mit Humor und Subtilität führt Lee vor, welchen Einfluss dieses grösste und friedlichste ‚Happening' aller Zeiten auf den einzelnen Protagonisten hat. Nicht nur wandelt sich Elliot von einem gehorsamen, gelangweilten Jungen zum selbstbewussten Jung-Manager mit sanften Zügen. Auch seine Eltern legen endlich ihre Kriegspsychosen ab und beginnen ein neues Leben. Wie in "Brokeback-Mountain", Lees preisgekrönter Cowboy-Tragödie, spielen auch in Woodstock die Landschaft und die diesmal von Danny Elfman komponierte Musik eine wichtige Rolle. Last but not least: Allein schon die tragikomische schauspielerische Leistung von Imelda Staunton ist sehenswert - sie spielt die vom Konzentrationslager traumatisierte Sonia.
Fazit: Ang Lee reduziert auf brillante Weise das als Massenereignis wahrgenommene Phänomen ‚Woodstock' auf einzelne Menschen und deren Schicksal.
Juliana Schwager-Jebbink |