Als Ninas Mann Dave für sechs Monate von San Francisco nach Indien versetzt wird und sie ihn dort besucht, merkt sie, dass ihre Beziehung sich abgekühlt hat. Ein Projekt in New York ruft Nina bald für einige Zeit in die USA zurück. Nicht unglücklich über die Abwechslung in der ehelichen Einöde, erhält sie schon kurz darauf ein E-Mail von Dave: Für ihn ist die Ehe am Ende. Nina sucht Trost im Ramayana, dem indischen Nationalepos aus dem 2. Jh. v. Chr. Dessen Hauptfiguren - Prinz Rama und seine bildschöne Gattin Sita - hatten ebenfalls grösste Eheprobleme.
So erzählt erscheint die Geschichte mehr als langweilig. Das Gegenteil ist der Fall: Zu einem Feuerwerk von humorvollen Einfällen vermischt Drehbuchautorin und Regisseurin Nina Paley die Ramayana-Vergangenheit und ihr eigenes Trennungstrauma. „Sita Sings the Blues" ist das Ergebnis eines fünf Jahre dauernden Arbeits- und Verarbeitungsprozesses. Ein Produkt überschäumender Originalität. Fast im Alleingang schuf die 1968 geborene Zeitungscartoonistin etwas Einmaliges. Schier unerschöpflich ist der Mix von verschiedensten Animationstechniken, die vom klassischen Zeichentrick bis zur computergenerierten Flash-Animation reichen. Insbesondere auf die Musik soll hier hingewiesen werden: Die Comic-Figur Sita (in Anlehnung an die amerikanische Comic-Figur Betty Boop) vollführt erotische Hüftbewegungen zu den Songs von Annette Hanshaw und verhilft so den Liedern der Jazz- und Bluessängerin aus den 20er Jahren zu neuem Glanz und einer witzigen Note. Und die lustig-frechen Kommentare der drei indonesischen Schattenfiguren verleihen dem ernsten Ramayana-Epos eine erfrischende Modernität.
Fazit: Ein witziges «Holly-Bollywood-Animationsfeuerwerk», das müde Liebende schlagartig munter macht.
Juliana Schwager-Jebbink
Sita Sings the Blues / Animationsfilm / Regie: Nina Paley / USA 2008 / Englische Stimmen: Annette Hanshaw, Aseem Chhabra, Bhavana Nagulpally Manisch Acharya, Reena Shah u.a. / Verleih: Film Verleih Gruppe, Zürich / 82 Minuten / Kinostart: 30. Juli 2009.