Mademoiselle Chambon: Unverhofft aufkommende ‚amour presque fou': sensibles Liebesdrama in der Provence (Trailer und Kritik)
Maurer Jean (Vincent Lindon) ist mit Frau Anne Marie (Aure Atika) und Sohn Jérémy in der Unbeschwertheit der sommerlichen Provence mehr als zufrieden. Doch als er die stille, ernste Lehrerin von Jérémy, Mademoiselle Chambon (Sandrine Kiberlain), kennenlernt, ist Jeans Ruhe dahin. Die geheimnisvolle, zurückhaltende Frau irritiert und fasziniert ihn. Der Mistral und Edward Elgars „Salut d'Amour", von Véronique Chambon auf der Violine interpretiert, lassen Jean an eine späte Romanze glauben. Doch die Realität lässt sich nicht einfach abschütteln.
Kritik: Verhalten, fast zu verhalten, ist das Spiel von Vincent Lindon als wortkarger, gradliniger Jean und seiner früheren Ehefrau Sandrine Kiberlain in der Rolle der feinfühligen, zurückhaltenden Mademoiselle Chambon. In den Nahaufnahmen sind es die leisen Zwischentöne, die Blicke und Gestik, welche zwar Neugierde, aber keine Spannung erzeugen. Die Emotionen der Protagonisten finden sich jedoch metaphorisch in den Landschaftsaufnahmen und in der Heftigkeit des stürmischen Mistrals. Auch die Musik erfüllt eine Aufgabe, denn sie bringt Jean und Véronique ohne Worte einander näher. Doch muss eine Geschichte - „Mademoiselle Chambon" basiert auf dem gleichnamigen Roman von Eric Holder - immer so dargestellt werden, dass man neugierig ist auf deren Ausgang? Denn viele Begegnungen zwischen Männern und Frauen verharren in einer gegenseitigen Anziehungskraft, die nur in den wenigsten Fällen auch ausgelebt werden kann.
Fazit: Die delikate Geschichte ist einfach dargestellt, doch eine gewisse Subtilität kann ihr nicht abgesprochen werden kann. Eine nicht durchgehend überzeugende Verfilmung des Romans von Eric Holder, für Leute, die sich die Zeit dafür nehmen wollen.
P.S.: Die Nominierung eines ‘César' (der französische ‘Oscar') der Fachjury für das beste Drehbuch und ebenfalls eine Nominierung Sandrine Kiberlains als beste Schauspielerin waren vollauf berechtigt.
Juliana Schwager-Jebbink
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