Le concert: Mit viel humorvoller Ironie durchsetztes, einnehmendes musikalisches Melodrama (Trailer und Filmkritik)
Andrei Filipov (Alexei Guskov) war früher einmal einer der grössten Dirigenten seiner Zeit, bis er in die Mühlen des kommunistischen Systems geriet. Da wurde er plötzlich aus politischen Gründen abgesetzt. Seitdem fristet er ein tristes Dasein als Hauswart im Moskauer Bolschoi-Theater. Doch eines Tages fällt ihm ein Fax in die Hände. Das Bolschoi-Orchester wird für ein Konzert nach Paris eingeladen. Es soll dort die Star-Violinistin Anne-Marie Jacquet (Mélanie Laurent) bei ihrem Auftritt begleiten. Andrei sieht eine Chance für ein Comeback gekommen. Er trommelt seine alte, überall verstreute, nicht über alle Zweifel erhabene Orchestertruppe zusammen, und reist mit ihnen in die französische Hauptstadt. Nach zahlreichen Turbulenzen findet endlich das Konzert statt - und etwas Überraschendes passiert...
Kritik: Die Geschichte von "Le concert" beginnt in Russland. Sie beginnt ziemlich chaotisch, ebenso die filmische Inszenierung. Regisseur Mihaileanu, der mit "Zug des Lebens" ("Train de Vie" 1997) ein beachtliches Werk abgeliefert hat, lässt von Beginn weg kein Cliché aus. Seine Juden, Kosaken und Russen sind genau so, wie sie sich ‘der kleine Moritz' vorstellt. Wenig Tiefgang, schlechtes Timing, dafür viel Klamauk bis fast zur Hälfte der Tragikomödie. In Frankreich angekommen, entwickelt sich dann die Metapher des angestrebten Konzerts: Eine Beziehung zwischen Individuum und Gemeinschaft. Es wird ‘ordentlicher', sentimentaler, ironischer und tiefgründiger. Und als Abschluss findet das im Titel erwähnte Konzert statt. Es entschädigt für die erdulteten 122 Minuten und das arg weinselige, kitschige Ende: zehn Minuten Tschaikowskys Konzert für Violine und Orchester.
Fazit: Radu Mihaileanus "Le concert" ist ein musikalisches Melodram. Musik und ein Orchester sind nicht nur das Filmthema, in „Le concert" wird musiziert und zahlreiche Sequenzen werden von Musik untermalt. Die 122 Filmminuten dürften einigen Kinobesuchern als zu lange erscheinen. Zudem wirkt die Dramaturgie leicht verworren. Denn die vielen Einzelschicksale, die man vorgesetzt bekommt, sind zu unterschiedlich. Sowohl inhaltlich wie auch in Bezug auf die Interpretation. Ein nicht immer überzeugender Mix aus Slapstick, Tragik, Ironie und Dramatik. Von rührend bis enervierend.
Benny Furth
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