L'Enfer d'Henri Georges-Clouzot: Packende Leidensgeschichte eines unvollendeten Filmes mit Romy Schneider (Trailer&Kritik)
Viele Gerüchte ranken sich um das nie vollendete Werk "L'Enfer" des französischen Meisterregisseurs Henri-Georges Clouzot ("Les Diaboliques"). Das bereits abgedrehte Filmmaterial, 15 Stunden auf Zelluloid in 183 Filmbüchsen, lagerte viele Jahre im Staatlichen Filmarchiv in Bois d'Arcy. Eine komplizierte rechtliche Situation verhinderte, dass das Material einem Publikum zugänglich gemacht werden konnte. Im Mittelpunkt des Eifersuchtdramas steht ein junges Paar, Serge Reggiani als Marcel und Romy Schneider als Odette.
Kritik: Die Filmhistoriker Serge Bromberg und Ruxandra Medrea rekonstruierten Teile des Dramas auf spannende und passionierte Weise. Sie offenbaren auch einen Einblick in die teilweise sehr chaotischen Dreharbeiten, die sich letztendlich für alle Beteiligten zu einem wahren Albtraum entwickelten. Regisseur Clouzot (1907-1977) wollte damals sein ehrgeizigstes Werk realisieren. Die Dokumentation enthält einmalige, noch nie veröffentlichte Szenen, darunter wunderschöne Bilder der 26jährigen Romy Schneider, sowie originelle Kameraexperimente. Auch aufschlussreiche Statements des Regisseurs wurden eingeschnitten. Man erhält einen sehr guten Eindruck, wie die Atmosphäre bis zu Clouzots Herzinfarkt gewesen sein muss.
Fazit: "L'Enfer" hätte 1964 für Romy Schneider, die damals in Frankreich noch ziemlich unbekannt war, den Durchbruch bedeuten können. Dieser gelang ihr zwei Jahre später in Jean Chapots "La Voleuse" an der Seite von Michel Piccoli. "L' Enfer" ist nicht nur für Cinéphile eine sehenswerte Dokumentation, die man nicht verpassen sollte. P.S.: Kinostart im Zürcher Filmpodium (in einer Retrospektive, 18 Filme mit Romy Schneider, bis 31. März), später in der ganzen Schweiz.
Benny Furth
L'Enfer d'Henri-Georges Clouzot / Dokumentation / Regie: Serge Bromberg, Ruxandra Medrea, H.G. Clouzot / Frankreich 1964 + 2009 / mit: Romy Schneider, Serge Reggiani, Berenice Bejo, Jacques Gamblin, Dany Carrel u.a. / Verleih: Praesens Film AG / 102 Minuten / Kinostart 16. Februar 2010