Sie ist längst Vergangenheit, die gemeinsame Zeit von Ben und Andrews, als sie beide berüchtigte Bad Boys im College waren. Ben hat einen Job gefunden, ist verheiratet und träumt mit seiner Frau Anna von Nachwuchs. Kurz, er ist sesshaft geworden. Andrew dagegen, als rühriger, alternativer Künstler, vagabundiert kreuz und quer durch die Welt. Ein unerwartetes Wiedersehen weckt Erinnerungen und lässt die beiden in ihre alten Rollen zurückfallen. An einer ausgelassenen, feuchtfröhlichen Party fassen sie den Entschluss, an einem Amateur-Pornowettbewerb („Humpday") teilzunehmen. Dazu müssen die Hetero-Freunde aber vor laufender Kamera Sex miteinander haben. Kann das gut gehen?
Und wieder erreicht uns eine kleine Independent-Filmperle. Offensichtlich mit bescheidenem Budget, deswegen aber nicht weniger routiniert und erfrischend originell realisiert. Mit peinlichen Situationen, von talentierten, weitgehend unbekannten Schauspielern ungezwungen, teilweise auch improvisiert-humorvoll und entspannt interpretiert. All dies dank der Regisseurin Lynn Shelton, die zuvor experimentelle und dokumentarische Werke schuf, ein Drehbuch verfasste und dann ihren ersten Film "We Go Way Back" (2006) ins Kino brachte. "Humpday" ist nun ihr dritter Streifen, zu dem sie ebenfalls das Drehbuch schrieb. Weltweit erhält diese Komödie gute Kritiken. Ihr Statement dazu: "Die Grenzen der sexuellen Ausrichtung haben mich schon immer fasziniert. Auch die Frage, wie fliessend oder fest die Grenzen sind".
Fazit: Tragikomisch war dieses Selbstfindungsdrama gedacht, aber schon eher spitzbübisch-komisch hat Regisseurin Lynn Shelton diese recht ungewöhnliche Geschichte umgesetzt. Eine betont naturalistische Schilderung und Darstellung, welche Themen wie Identität und Beziehungen erforscht, ohne je ‚schlüpfrig' zu sein.
Benny Furth |