Verliebte Feinde: Sie versetzte die Schweiz in Aufruhr. Vielschichtiges Porträt der radikalen Schweizer Feministin Iris von Roten (Trailer und Filmkritik)
Inhalt: Zwei aussergewöhnliche Menschen kämpfen für die Gleichberechtigung der Geschlechter auf allen gesellschaftlichen Ebenen: Die weltoffene Rechtsanwältin Iris von Roten (1917-1990, gespielt von Mona Petri) aus liberal-protestantischem Zürcher Elternhaus und der Jurist und Aristokrat Peter von Roten (1916-1991, gespielt von Fabian Krüger) aus dem katholisch-konservativen Wallis. 1958 veröffentlicht Iris von Roten das feministische Manifest ‚Frauen im Laufgitter‘. Sie löst damit nicht nur in der traditionell-konservativen Bevölkerung Entsetzen und Empörung aus. Sie wird auch öffentlich gedemütigt. Zudem gerät ihre Ehe mit Peter von Roten immer stärker unter Druck.
Kritik: „Du wirst der Kopernikus, der Galileo des Feminismus sein“, so Peter von Roten zu seiner Frau Iris (Dialogzeile im Film). Höchste Zeit, das Leben dieser schillernden, damals sehr umstrittenen Schweizer Frauenrechtlerin auf die Leinwand zu bringen! Noch ist es nicht lange her, als in der Schweiz die Männer mit Herrschaft gleichgesetzt und die Frauen lediglich in der Rolle eines Dienstboten wahrgenommen wurden. Oder wie es Peter von Roten ironisch ausdrückt: „Gott hat die Frau für die Fegbürste geschaffen“. Regisseur Werner Schweizer („Von Werra“, „Hidden Heart“) ist es gelungen, die bis dato unbekannte Seite dieser streitbaren Schweizerin ins Bild zu rücken. Hervorzuheben ist dabei die schauspielerische Leistung von Mona Petri. Sie sieht Iris von Roten nicht nur verblüffend ähnlich, sie schafft es auch, dieses von Spannungen und innerer Zerrissenheit geprägte (Frauen-) Leben glaubwürdig zu spielen. Aber: Weshalb eigentlich wird in so manchen Filmproduktionen aus der Schweiz ‚über die Schweiz‘ gepflegtestes Bühnenhochdeutsch gesprochen? Auch wenn damit vielleicht ein grösserer Absatzmarkt für den Film angestrebt wird; der Authentizität und Lebendigkeit der Figuren sind diese oftmals hölzern und distanziert wirkenden Dialoge etwas abträglich.
Fazit: Vielseitiges und beeindruckendes Porträt, dank Interviews mit Zeitzeugen, unterschnittenem Archivmaterial und einer glaubwürdigen Hauptdarstellerin. Trotz einiger Schwächen ein ‚Muss-ich-sehen‘ für Freigeister, Feministinnen und Kinogänger mit Interesse an Schweizer Kultur- und Sozialgeschichte.
Isabella Fischer
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