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Somewhere

 

Somewhere: Wunderbar gespieltes, subtil inszeniertes und blendend unterhaltendes Melodrama (Trailer und Filmkritik)

 

Da dreht einer in der kalifornischen Wüste mit seinem Ferrari Runde um Runde. Plötzlich stoppt der Fahrer – gerade im Moment, als das Motorengeheul dem Zuschauer auf die Nerven zu gehen droht – steigt aus und starrt ins gleissende Sonnenlicht. Leere. Der Jungstar Johnny Marco (Stephen Dorff) hat alles was er braucht: Er lebt an einer der Top-Adressen in Los Angeles, dem Hotel Chateau Marmont, hat Geld, Autos, Frauen, Alkohol, Drogen und eine Managerin, die seine Termine überwacht. Auch hat aus seiner gescheiterten Ehe eine hübsche, intelligente Tochter, Cleo (Elle Fanning). Trotzdem ist da eine alles überwältigende Einsamkeit. Als Johnnys geschiedene Frau das Mädchen für längere Zeit bei ihm zurücklässt, erhält sein Leben plötzlich Struktur. Die alltäglichen Dinge werden wieder wichtig, und Vater und Tochter kommen sich emotional näher. Doch als er Cleo ins Sommercamp entlässt, kehrt die Leere zurück...

Kritik: Mit „Somewhere“ holte sich Sofia Coppola am Filmfestival von Venedig 2010 den 'Goldenen Löwen'. Der Film sei ‚von einer Kunstfertigkeit, nach der wir beim 'Goldenen Löwen' suchen’, so der Jurypräsident Quentin Tarantino. Und tatsächlich, obwohl konventionell gedreht, sind die Bilder und Szenen von einer Dichte und einem Tiefgang, die unter die Haut gehen. Die Regisseurin serviert ein erschütterndes Kontrastprogramm zu den Bildern, die Aussenstehende üblicherweise von Hollywood haben. Für Coppola sind Hotelzimmer – man erinnere sich an ihren Film „Lost in Translation“ – Metaphern für die Übergangsphasen im Leben. Bemerkenswert, wie Stephen Dorff und Elle Fanning als Vater und Tochter ihre Rollen ausfüllen. Der sorgsame, vertrauliche und von gegenseitigem Respekt geprägte Umgang miteinander ist von hoher schauspielerischer Exzellenz.

Fazit:  Ein Film, der wohltuend beweist, dass auch Regisseure, hier eine Regisseurin, aus Hollywood das ‚Weniger ist mehr-Credo’ beherrschen. Nach jetzt vier verschiedenen, aber gut gelungenen Filmen für Liebhaber subtiler Inszenierungen, darf mit Interesse Sophia Coppolas filmische Karriere weiter verfolgt werden.

Inside: „Ich kenne die Unpersönlichkeit von Hotelzimmern nur all zu gut“, gibt Sofia Coppola in einem Presseinterview zu. Ihr Vater Francis Ford und ihr Bruder Roman, beide in der Produktion des Filmes involviert, waren daran nicht ganz unschuldig. Wohl nicht so drastisch wie ihr Filmcharakter Johnny, ist doch in „Somewhere“ viel Autobiographisches enthalten.

 

Juliana Schwager-Jebbink

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Somewhere / Selbstfindungsdrama / USA 2010 / Regie: Sofia Coppola / mit Stephen Dorff, Elle Fanning, Chris Pontius u.a. / 98 Minuten / Verleih: Pathé Films AG / Kinostart: 11. November 2010

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