Polisse: Authentisches, eindrücklich realitätsnahes Polizei-Dokudrama. Sehenswertes, französisches Kino! (Trailer und Filmkritik)
Inhalt: “Polisse” zeigt, wovon die Gesellschaft kaum etwas ahnt. Aber für die Polizisten in der Pariser Einheit für Jugendschutz sind die dunklen Geheimnisse, die sich in Familien aller Schichten verbergen, alltägliche Arbeit. Die Frauen und Männer der von Balloo (Frédéric Pierrot) geleiteten Abteilung bilden eine verschworene Gemeinschaft. Ihn und die ganze Crew verbindet ein chaotisches Privatleben und eine beispiellose Hingabe an den Job. Zudem hegen sie eine Abneigung gegen den Bürokraten Bauchard (Wladimir Yordanoff), den Chef der Dienststelle. Was aber alle zusammenhält, ist das Mitgefühl für die Opfer. Doch eines Tages ändert sich alles. Als Public-Relation-Massnahme gestattet Beauchard einer Fotografin (Maiwenn), die Arbeit der Jugendschützer rund um die Uhr zu begleiten ..
Kritik: Nach “Pardonnez-moi” und “Le bal des actrices“ ist dies der dritte Spielfilm von Jungregisseurin Maïwenn. Zusammen mit einem herausragenden Mimen-Ensemble ist ihr dieses Mal ein grosser und für ihre Karriere wichtiger Coup gelungen. Mit dem ‚Prix du Jury‘ am Festival von Cannes ausgezeichnet, erntet der unter die Haut gehende Film weltweit grosse Anerkennung. Humorvolle Episoden wechseln mit sehr dramatischen ab. Alle durchaus glaubwürdig und authentisch in Szene gesetzt, da die Regisseurin auf reale Fälle der Pariser Jugendschutzpolizei zurückgegriffen hat. Einen kleinen Einwand möge man mir erlauben: Die Schlussszene ist denn doch eine Spur übertrieben dramatisch ausgefallen und wäre so nicht unbedingt nötig gewesen ...
Fazit: In “Polisse” schildert die Regisseurin/Schauspielerin Maïwenn in gekonnter und authentischer Weise den Alltag einer Handvoll Pariser PolizistInnen und stellt zugleich aufwühlend das Schicksal von missbrauchten Kindern in den Mittelpunkt. Absolut sehenswert!
Inside: Regisseurin Maïwenn Le Besco, die ihren Familiennamen nicht gerne genannt haben möchte, ist auch Drehbuchautorin und Schauspielerin. 1976 in Les Lilas nördlich von Paris geboren, spielte ihre erste Kinorolle bereits mit sieben Jahren in Jean Beckers “Ein mörderischer Sommer” (“L'été meurtrier”). Für ihren Ex-Mann, Regisseur Luc Besson, stand sie in den Filmen “Léon” und ”Le Cinquiéme Elément” vor der Kamera. Ihren ersten Film als Directrice, den Kurzfilm “I’m an actrice”, realisierte sie 2004. Übrigens: Der Originaltitel “Polisse” und der deutsche Titel “Poliezei” sind bewusst orthografisch falsch geschrieben, so wie die Kinder eben die OrdenshüterInnen gelegentlich beschrieben haben.
Benny Furth
|