Carnage: Vier Stars und zwei Ehekrisen. Polanskis brillante, höchst amüsante Komödie mit satirischen Untertönen (Trailer und Filmkritik)

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Inhalt: Nach einer Schlägerei zwischen zwei Kindern treffen sich deren Eltern zu einer Aussprache. Das Ehepaar Penelope (Jodie Foster) und Michael (John C. Reilly), dessen Sohn als vermeintliches Opfer gilt, will den Vorfall kultiviert und vernünftig mit den Eltern des ‚Täters‘, Nancy (Kate Winslet) und Alan (Christoph Waltz) klären. Was als friedlicher Austausch über Zivilisation, Gewalt und die Grenzen der Verantwortlichkeiten beginnt, entwickelt sich schon bald zu einem Streit voller Widersprüche und grotesker Vorurteile. Dabei durchleben einige der Beteiligten nicht nur den unglücklichsten Tag ihres Leben – sie müssen sich auch unfreiwillig von einigen Statussymbolen trennen…

Kritik: Alles beginnt mit einem ausgeschlagenen Zahn. Während sich die Kamera langsam vom Ort dieses ‚unerhörten‘ Geschehens entfernt, stehen Kate Winslet und Christoph Waltz etwas angespannt vor einer Wohnungstüre. Was sich dann während den folgenden 70 Minuten ereignet, wird wohl auch den grössten Skeptiker in Bann ziehen. 70 Minuten ein Raum und vier Schauspieler. Vom banalen smalltalk schaukelt sich die Konversation hin zur gnadenlosen Abrechnung zwischen den frustrierten Ehepaaren. Der Zahn? Den hat man längst vergessen. „Carnage“ ist ein von Polanski subtil inszeniertes „Gemetzel“ (so die engl. Übersetzung), ganz ohne Blut und Bayonnette, aber mit einigen Tränen, einem ausgesetzten Hamster, einem in der Vase versenkten Handy, und …mehr sei hier nicht verraten. Dank der Parforce-Leistung dieser vier äusserst talentierten Schauspielern ist „Carnage“ höchst vergnügliches und spannendes Theater, dem man gerne noch länger zugeschaut hätte. Ach ja, noch etwas: während diese vier unglückseligen Figuren den Höhepunkt ihres unglücklichsten Tages durchleben, fährt die Kamera hin zur derselben Gruppe von Jugendlichen. Nun fehlt ein Zahn, doch sie spielen einträchtig zusammen…            

Fazit: Roman Polanskis Kino-Adaption des erfolgreichen Theaterstückes von Yasmina Reza.  Eine gnadenlose Demaskierung gutbürgerlicher Kultiviertheit, von fabelhaften Schauspielern interpretiert, und formal als Bühnendarstellung inszeniert. Für dieses brillante und höchst unterhaltsame Theater geht man gerne ins Kino!

Isabella Fischer