Les grandes ondes (à l'ouest): Eine etwas skurrile Geschichte, charmant, nostalgisch und spielfreudig inszeniert (Trailer und Filmkritik)

Inhalt: Journalisten vom Westschweizerischen Radio werden aufgeboten, um aus Portugal über die Unterstützung von dortigen Projekten aus Helvetien zu berichten. Bob (Patrick Lapp), ein eitler Techniker kurz vor der Pension, begleitet die Truppe mit seinem unverwüstlichen VW-Bus. Sie geraten mitten ins chaotische Geschehen der gerade stattfindenden Nelkenrevolution. Dabei wird Cauvin (Michel Vuillermoz), obwohl er kein Wort Portugiesisch spricht, zum Volkshelden, Julie (Valérie Donzelli) zur nicht ganz freien ‚Passionaria‘ und der junge Dolmetscher Pelé (Francisco Belard) zum motivierten Revolutionär. Da will Bob nicht hintenanstehen und sich die aufkommende sexuelle Freiheit, damals im April 1974 noch ziemlich jung, auf keinen Fall entgehen lassen. Was alles kompliziert ...

Kritik: Eine Komödie vor dem Hintergrund der friedlich verlaufenden portugiesischen ‚Nelkenrevolution‘. Kinobesucher, vor allem die jüngere Generation, werden vielleicht mit „Les grandes ondes“ etwas Mühe bekunden, wenn sie keine Kenntnisse davon haben. Regisseur Baier verwebt geschickt Themen der damaligen Zeitepoche mit satirischen Elementen: Emanzipation der Frauen, korrekter Umgang mit den Medien und die ‚freie Liebe‘. Erfreulich und witzig zugleich, dass es Baier gelungen ist, einige bekannte Filmschaffende in kleineren Rollen zu präsentieren. Ein ganz besonderer Spass für Cinéphile, die sich im ‚Cinéma Copain‘ auskennen. Die Handlung besteht aus vielen einzelnen Szenen und Episoden, zum Nachteil eines stringenten Plots.  

Fazit: Obwohl die originelle Idee nicht ganz ausgereift umgesetzt wurde, bietet diese Politkomödie 85 Minuten gute Unterhaltung.

Inside: Lionel Baier (38) ist 1975 in Lausanne geboren. Seine Eltern sind Schweizer polnischen Ursprungs. Seit 2002 steht der Regisseur der Kunstschule Lausanne (ECAL) vor. Seine ersten beiden Spielfilme „Garçon stupide“ und „Comme des voleurs (à l’est)“ wurden international bekannt. „Les grandes ondes“ ist der zweite von vier Teilen. Im November 2009 gründete Baier mit den Filmemachern Ursula Meier, Frédéric Mermoud und Jean-Stéphane Bron die Produktionsfirma ‚Band à part Films‘.

Benny Furth