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Anonymous

 

Anonymous: Shakespeare-Kostüm-Historien-Drama als spannender Ghostwriter-Thriller inszeniert (Trailer und Filmkritik)


Inhalt: Einer der einflussreichsten Politiker seiner Zeit hätte er werden können, Edward de Vere, Earl of Oxford (Rhys Ifans, “Elizabeth”). Seine Leidenschaft gilt aber dem Schreiben von Gedichten und vor allem von Theaterstücken. Als Angehöriger des Hochadels durfte er sich aber auf keinen Fall als Autor bekennen. Da stösst er auf einen idealen Strohmann, den Bühnenautor Ben Johnson (Sebastian Armesto). Für viel Geld ist dieser sofort bereit, de Vere’s Stücke unter seinem Namen zu veröffentlichen. Doch bald wird ihm die Sache viel zu heikel und er wendet sich an den trinkfreudigen und ziemlich untalentierten Schauspieler William Shakespeare (Rafe Spall, “The Lion in Winter”). Dieser soll ihm diese Bürde abnehmen. So erfasst Shakespeare die Chance seines Lebens, und steigt zum gefeierten Stückeschreiber auf ...

Kritik: Man könnte “Anonymous” auch als Ghostwriter-Thriller bezeichnen, weil sich der Film mit der Frage beschäftigt, ob Shakespeare seine Werke nun selbst geschrieben hat oder nicht. Sowohl Regisseur Roland Emmerich (“Independence Day”), ein bekennender ‚Oxfordian‘ wie auch Autor John Orloff, gehen in “Anonymous” davon aus, dass nicht Shakespeare, sondern Edward de Vere, der Earl von Oxford, der begnadete Schreiber gewesen ist. Denn nur unter dieser Voraussetzung war es möglich, Königshof-Ränkeschmiede, diverse verbotene Liebschaften und ruchlose Gesellen mit Macht-Obsessionen pompös zu inszenieren. Leider aber eine etwas gar verwirrende Inszenierung. Verschiedene Zeitebenen, unmotivierte Rückblenden und unterschiedliche Mimen für dieselben Figuren lassen wohl so manchen KinobesucherIn zeitweise den Überblick verlieren. Doch stimmungsvolle Kameraarbeit und Darstellungskunst der Schauspieler überzeugt, die Bauten sind realistisch sowie die Musik angenehm dezent.

Fazit: Opulentes, mit prachtvollen Kostümen und wunderschönen Settings ausgestattetes Historien-Drama, mit hochkarätigen SchauspielerInnen besetzt. Trotz stellenweise verwirrender Dramaturgie und unterschiedlichen, nicht immer logischen Handlungssträngen, ein überaus sehenswertes Kinoerlebnis.

Inside: Shakespeares Tod im Jahr 1616 blieb weitgehend unbeachtet,  und es gibt nur wenige historische Quellen. So taucht immer wieder die Idee auf, dass es sich bei William Shakespeare nicht um den Urheber der ihm zugeschriebenen Werke handelt. Kein Wunder also, dass schon seit etlichen Jahrzehnten diverse – mal mehr, mal weniger plausible – Theorien über die ‚wahre Urheberschaft‘ kursieren. Mit einem Budget von rund 35 Millionen Dollar wurde in den Babelsberg-Studios das England des 16. Jahrhunderts aufgebaut. Laut 'Cinema' äusserte sich Emmerich nach Fertigstellung von “Anonymous" folgendermassen: “Ich liebe Geschichten wie diese und musste sehr hart kämpfen, um sie zu machen. Ich hoffe, dass der Film eine Debatte über Wahrheit und Fiktion auslösen wird”.

Benny Furth

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Anonymous / Historien-Drama / Regie: Roland Emmerich / Deutschland, GB 2011 / mit: Rhys Ifans, Vanessa Redgrave, Joely Richardson, Derek Jacobi, David Thewlis u.a. / Verleih: Walt Disney Studios / 131 Minuten / Kinostart 10. November 2011

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