The Infidel: Freche, respektlose Cultureclash-Comedy, die leider nicht durchgehend überzeugt (Trailer und Filmkritik)
Inhalt: Mahmud Nasir (Omid Djalili, “Sex and the City 2”) ist liebender Ehemann, aufopferungsvoller Vater und ein überzeugter, wenn auch nicht gerade strenggläubiger Moslem. Als seine Mutter stirbt, macht er eine Entdeckung, die sein Leben auf den Kopf stellt. Eine Geburtsurkunde weist ihn nicht nur als Adoptivkind aus – er stammt auch noch von Juden ab. Und das ausgerechnet vor dem Besuch des fanatischen Predigers Arshad Al-Masri (Igal Naor), dessen Stieftochter Mahmuds Sohn Rashid heiraten soll. Für den mitten in der Identitätskrise steckenden Mahmud wird die Angelegenheit immer turbulenter und komplizierter ...
Kritik: Der deutsche Titel ist nicht die richtige Übersetzung dieser schwarz-witzigen, britischen Komödie. “The Infidel” heisst nämlich “Der Ungläubige” und entspricht weit besser dem selbstironischen Werk. Ziemlich oft haben sich Regisseur und Drehbuchautor der gängigen Klischees und Vorurteilen bedient. Sowohl Muslime wie auch Juden werden auf amüsante und sehr geschickte Art und Weise auf die Schippe genommen. Denn erst im Nachhinein nimmt man den Ernst dieser Gags wahr. Schade, dass “The Infidel” in den letzten 20 Minuten in ein utopisches, beklopptes Happyend à la ‘Bollywood’ abdrifted und so die zwar amüsante, ab und an auch etwas plumpe, aber doch bissige Satire nicht bis zum Schluss durchhält.
Fazit: Die Komödie “The Infidel” hätte einiges Potenzial für eine satirische Abrechnung mit religiösem Identitätswahn, Identitätskrise und gängigen Vorurteilen gehabt. Leider haben Regisseur Appignanesi und Drehbuchautor Baddiel die Story nicht in diesem Sinne zu Ende gesponnen. Trotzdem: Unbeschwerter, nicht gerade subtiler, aber echt britischer Kinoirrwitz.
Inside: Das Team von “The Infidel” hat einen muslimisch-jüdisch-christlich-atheistisch-buddhistisch-bahaistischen Hintergrund! Das Drehbuch schrieb Autor und Komiker David Baddiel dem britisch-iranischen Schauspieler Omid Djalili direkt auf den Leib. Regisseur Josh Appignanesi, mit Kurzfilmen bekannt geworden, war 2006 verantwortlich für “Song of Songs”, einem von der britischen Presse begeistert aufgenommenen Langfilmdebüt, das im jüdisch-orthodoxen Milieu angesiedelt ist.
Benny Furth
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