Terraferma: Dokumentarischer Spielfilm über ein sehr aktuelles Thema, eindrücklich und berührend (Trailer und Filmkritik)
Inhalt: Die Familie Pucillo hat sich ihrem tristen Schicksal ergeben. Grossvater Ernesto (Mimmo Cuticchio) verweigert sich der Moderne, obwohl die Tage für die Schar der kleinen Fischer auf der Insel Lampedusa vor Sizilien längst gezählt sind. Er kann es auch nicht verwinden, dass das Meer ihm seinen Sohn genommen hat. Sein verzogener Enkel Filippo (Filippo Pucillo) besitzt zudem keine Lebensperspektive. Ebenso seine Mutter Giulietta (Donatella Finocchiaro), die von einem besseren Leben auf dem italienischen Festland träumt. Da steht eines Tages plötzlich eine schwangere Afrikanerin Sara (Timnit T.) mit ihrem neunjährigen Sohn vor der Haustüre und stellt die Familie vor eine harte Probe ...
Kritik/Fazit: Nach „Respiro“ (2002) ist „Terraferma" der zweite Film von Regisseur Crialese, den er auf der Insel Lampedusa drehte. Zugleich hat er auch den eindrucksvollen Schauspieler Filippo Pucillo ein weiteres Mal für eine wichtige Rolle verpflichtet. Das halbdokumentarisch inszenierte Drama behandelt ein nach wie vor höchst aktuelles Thema. Hunderte von Flüchtlingen ‚überschwemmen‘ fast täglich die Insel. Konflikte zwischen illegalen Einwanderern aus Afrika und den Inselbewohnern sind keine Seltenheit. Aber auch Touristen bevölkern nach wie vor die Insel. Einige junge Studenten geben zwischendurch dem Drama humorvolle Szenen, vor allem in der ersten Hälfte. Leider ist es aber gerade dieser Mix – dramatische, wahre Begebenheiten und scherzhafte Einschübe – der vom ehrlichen und engagierten Unterfangen unnötig ablenkt. Das Fazit dieses starken Dramas ist die Botschaft des Regisseurs, dass jeder Mensch einen freien Willen hat. Es ist aber auch die Schilderung der Schicksale zweier völlig unterschiedlicher Frauen, deren gemeinsames Verlangen es ist, eine gesicherte Zukunft für ihre Kinder garantieren zu können ...
Inside: Emanuele Crialese, geboren 1965 auf Sizilien, studierte in New York Filmregie und drehte 1997 seinen ersten Spielfilm „Once we were strangers". Er war der erste italienische Filmemacher, der am ‚Sundance Festival’ einen Film zeigen konnte. Dieser wurde weltweit mit vielen prestigeträchtigen Preisen ausgezeichnet. Danach zog er sich für sechs Monate auf die südlich von Sizilien gelegene Insel Lampedusa zurück, die ihn für weitere Filme inspirierte. „Respiro“ war dann sein zweiter und „Nuovomondo“ (2006) sein dritter Film.
Benny Furth
Terraferma / Dokumentar-Spielfilm / Italien, Frankreich 2011 / Regie und Buch: Emanuele Crialese / mit: Filippo Pucillo, Donatella Finocchiaro, Mimmo Cuticchio, Giuseppe Fiorello u.a. / Verleih: Frenetic Films AG / 88 Minuten / Kinostart 28. Juni 2012