También la Lluvia: Eindringliches, spannendes Drama, auch als soziales Lehrstück gekonnt realisiert (Trailer und Filmkritik)
Inhalt: Sebastiáan (Gael García Bernal, „The Motorcycle Diaries“) und Costa (Luis Tosar, „Celda 211“) befinden sich als Regisseur und Produzent in Bolivien. Das zentrale Thema des Films ist die Ausbeutung und Ermordung der Ureinwohner durch Kolumbus, auf seiner Suche nach Gold. Doch die Filmer geraten zunehmend in Schwierigkeiten. Ein multinationaler Konzern will das Wasser der bolivianischen Bevölkerung privatisieren, und löst dadurch eine Revolte aus. Sprachrohr des Aufstands ist der Indio Daniel (Juan Carlos Aduviri), der auch eine Rolle im Film übernehmen soll. Sowohl Sebastián wie auch Costa geraten dadurch immer mehr in ein moralisches Dilemma und realisieren, dass zwischen den Conquistadores von einst und ihren eigenen Absichten kein wirklich grosser Unterschied besteht.
Kritik: Der Glaube, dass sich die Dinge auf unserem Planeten verändert hätten, wird durch Drehbuchautor Paul Laverty („Land and Freedom“) und Regisseurin Icíar Bollaín deutlich erschüttert. Die Dynamik zwischen erster und dritter Welt ist seit jeher dieselbe geblieben. Laverty, der seit 1996 mit Ken Loach zusammenarbeitet, hält sowohl seinen Figuren wie auch dem Publikum den Spiegel von Vergangenheit und Gegenwart vor. So sind die fiktiven Momente geprägt von Querverweisen auf die Gegenwart, und der Kampf der Bolivianer um ihr Wasser, ist letztlich nicht mehr als ein weiteres Kapitel eines seit Jahrhunderten andauernden Kampfes. Doch so eindringlich die grossen Pinselstriche sind, mit denen über die Leinwand der Zeit gemalt wird, der Film schafft es letztlich nicht, vollends ins Herz vorzudringen. Allzu didaktisch und schwerfällig wirken gewisse Passagen, und der Erzählfluss driftet zeitweise in eine Lehrbuchpräsentation ab.
Fazit: Zeitgemäss, spannend aufgebaut und einwandfrei gespielt. ”También la Lluvia“ stolpert aber etwas über die feine Grenze zwischen eindringlichem Film und sozialem Lehrstück. Was den Zuschauer nicht vom Besuch abhalten soll. Mag das Herzblut der Filmemacher auch nicht vollends spürbar sein, so wirft der Film doch ein grosses Licht auf ein allzu selten beleuchtetes Weltgeschehen.
Inside: „Tambien la Lluvia“ ist dem amerikanischen Historiker Howard Zinn gewidmet, der sich bis zu seinem Tod vor zweiJahren um eine Darstellung der amerikanischen Geschichte aus der Sicht des gewöhnlichen Volkes bemüht hat. An dieser Stelle sei allen Geschichtsinteressierten die Dokumentation „The People Speak“ empfohlen. Darin werden historische Texte von Schauspielgrössen wie Matt Damon, Morgan Freeman, Viggo Mortensen, Marisa Tomei, Sean Penn und Josh Brolin vorgetragen. Musikalisch begleitet wird die Doku mitunter mit Live-Darbietungen von Bob Dylan, P!nk, Eddie Vedder und Bruce Springsteen.
Serge Zehnder
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