A Late Quartet: Melodrama, das ans Herz geht. Mit viel klassischer Musik und brillanten Schauspielern (Trailer und Filmkritik)
Inhalt: Sie sind 'The Fugue': Peter Mitchell (Christopher Walken), Daniel Lerner (Mark Ivanir), das Ehepaar Juliette (Catherine Keener) und Robert Gelbart (Philip Seymour Hoffman) sind seit 25 Jahren ein erfolgreiches und weltberühmtes Streichquartett. Im kalten New Yorker Winter pausieren die vier nach ihrer Tournee und verbringen ein paar wenige Wochen zu Hause. Als Peter, dem ältesten Mitglied des Quartetts, erste Anzeichen von Parkinson diagnostiziert werden, beschliesst er seinen Rücktritt. Der Schock bringt Bewegung in die festgefahrenen Beziehungen der Protagonisten. Robert bringt einen lang gehegten Wunsch ins Spiel, mit Daniel die musikalische Führung zu übernehmen. Er zerstreitet sich mit seiner Frau, welche sich von Daniel manipulieren lässt. Dieser wiederum verbringt immer mehr Zeit mit Juliettes und Roberts Tochter Alexandra (Imogen Poots). Zusammen verstricken sie sich in einem Beziehungschaos, welches die musikalische Zukunft ihres Quartetts gefährden könnte.
Kritik: Es liegt wenig Bewegung in den melancholischen Bildern, die uns Regisseur Yaron Zilberman vom New Yorker Winter zeigt. Der Film beginnt ruhig und konzentriert sich dabei ganz auf die Darstellung der Charaktere. Die Schauspieler überzeugen allesamt: Allen voran Christopher Walken, der dem gutmütigen Cellisten Peter mit wenigen Worten unglaublich viel Hingabe und Ernsthaftigkeit verleiht. Daneben der perfektionistische Einzelgänger Daniel und der emotionale Robert, welcher ungeduldig auf Veränderungen pocht. Die Figuren sind tiefgründig, realistisch und so präzise gespielt, dass wir sie alle zu kennen scheinen und jeden auf seine Weise verstehen. Dass sich am Ende doch alle im Konflikt verlaufen, macht die Geschichte so lebensnah und bisweilen zum Heulen schön. Die Filmmusik rund um Beethoven verstärkt die Stimmung in jedem Bild, gegen Ende lädt sich die Handlung emotional immer mehr auf. Nachdem 25 Jahre alles gut ging, landen nun sämtliche Figuren in mehr oder weniger ernsten Lebenskrisen, wobei ihre Probleme alle miteinander verstrickt sind. Wir erfahren sogar, dass der kranke, vernünftige Peter, welcher immer ausserhalb der anderen Beziehungskrisen stand, der Ziehvater von Juliette ist. Das dramatisiert die Story künstlich und bringt etwas zu viel Fiktion in die doch sehr realistische Inszenierung. Trotzdem ist die Geschichte nicht kitschig, sie erzählt von einfachen und doch schwerwiegenden Entscheidungen des Lebens, wie Menschen einander enttäuschen und durch die Musik verbunden bleiben. Dazu ein emotionaler Schluss, welcher den Zuschauer beruhigt und zufrieden nach Hause gehen lässt.
Fazit: Eine rührende Beziehungsgeschichte mit brillanten Schauspielern. Für Zuschauer, die einen Abend anspruchsvolles Kino mit emotionalen Höhen und Tiefen, aber ohne Hektik verbringen wollen.
Inside: Die Saitengriffe und Bewegungen der Schauspieler stimmen im Film exakt mit denen einer realistischen Interpretation überein. Die Darsteller mussten einzelne Phrasen von Beethovens Opus 131 in cis-mol genaustens einüben, wofür ihnen je zwei Musiklehrer zur Verfügung standen.
Alice Grosjean
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