3096 Tage: Bedrückende Verfilmung des Natascha Kampusch-Martyriums mit eindrücklichen Darstellern (Trailer und Filmkritik)
Inhalt: Wien, im Jahre 1998. Natascha Kampusch (Amelia Pidgeon/Antonia Campbell-Hughes) ist zehn Jahre alt, als sie auf dem Schulweg vom arbeitslosen Nachrichtentechniker Wolfgang Priklopil (Thure Lindhardt) entführt wird. Ohne Lösegeld zu verlangen, will er nur das Mädchen besitzen. Unter seinem Haus in einer Wohnsiedlung hat Priklopil ein geheimes Verlies ausgehoben, um Natascha dort in einem kleinen Raum einzusperren. Für die nächsten mehr als acht Jahre wird dieses Zimmer zu ihrem Gefängnis, unter Gewalt und Demütigungen.
Kritik: „3096 Tage“ ist die von Natascha Kampusch autorisierte Verfilmung ihres Martyriums. Spannend ist dieses Leinwand-Drama nicht, da man sowohl die Geschichte wie auch dessen Ausgang zur Genüge kennt. Zudem erhält man auch nach diesem Film die Frage nicht beantwortet, weshalb Kampusch keine Fluchtversuche unternahm und weshalb sie diese Tortour über soviel Jahre ‚akzeptierte‘. Ich gebe die drei Kameras vor allem den beiden Protagonisten, Antonia Campbell-Hughes („Bright Star“) für ihre mutige und eindrucksvolle Darstellung der Natascha und Thure Lindhart („ Into The Wild“) für die Verkörperung des sadistischen Psychopathen Priklopil. Noch ein kleiner Einwand sei hier vermerkt: Die deutsche Nachbearbeitung der englisch sprechenden Darsteller ist ziemlich ärgerlich, weil sie selten lippensynchron wahrgenommen werden.
Fazit: Ist man an der bis anhin verschwiegenen sexuellen Komponente der Entführungsgeschichte interessiert, so stösst dieses Drama wohl insbesondere beim Boulevard-Publikum auf grosses Interesse. Für alle anderen Kinogänger sind die beiden Filmstunden eine eher anstrengende Angelegenheit.
Inside: „3096 Tage" basiert auf dem unvollendeten Drehbuch des 2012 verstorbenen Bernd Eichinger. Es lag ihm sehr daran, nach all den Medienspekulationen den Entführungsfall so zu erzählen, wie er sich (angeblich) wirklich zugetragen hat. Nach seinem überraschenden Tod vollendete Ruth Toma („Same Same, But Different“) das Drehbuch.
Benny Furth
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