Traumland: Unter die Haut gehendes Milieu-Drama, perfekt inszeniert von Regisseurin Petra Volpe (Trailer und Filmkritik)

Inhalt: Die engagierte Sozialarbeiterin Judith (Bettina Stucky) kümmert sich um die Prostituierten am Zürcher Sihlquai - und lebt ihre eigenen sexuellen Phantasien mit einem Polizisten aus. Das Familienidyll der schwangeren Lena (Ursina Lardi) zerbricht, als sie entdeckt, dass ihr Mann sie mit Prostituierten betrügt. Ein Scherbenhaufen scheint das Familienleben von Rolf (André Jung) zu sein: Frisch von seiner Frau getrennt, will auch seine Tochter nichts mehr von ihm wissen. Die einsame spanische Witwe Maria (Marisa Paredes) schliesslich lädt den ebenfalls verwitweten Juan zum Abendessen ein. Die Wege all dieser Protagonisten kreuzen jenen der 18-jährigen Bulgarin Mia (Luna Mijovic), die als Strassenprostituierte arbeitet.     

Kritik: „Traumland“ ist ein geschickt als Episodenfilm konzipiertes Drama, das Regisseurin Petra Volpe mit Ernsthaftigkeit und eindrücklich beklemmend erzählt, mittels parallel erzählten Geschichten, die letztendlich zusammenfinden. Die SchauspielerInnen agieren durchgehend überzeugend in der stimmigen Atmosphäre, einige Klischees des Drehbuchs gekonnt unterwandernd. Dabei sind zwei Schauspielerinnen besonders zu erwähnen: Die junge Bosnierin Luna Mijovic („Atmen“, 2011) und die Spanierin Marisa Paredes, bekannt aus Almodovar-Filmen („Todo sobre mi madre“, 2000). Ein Schweizer Film, der ausnahmsweise weder klamaukhaft noch folkloristisch noch bemüht daherkommt. Eine der besten CH-Produktionen der letzten Jahre!

Fazit: Realistisch und ungeschminkt erzählte Geschichten aus dem Zürcher Rotlichtmilieu vor der Sexboxen-Zeit. Sehr sehenswert!

Inside: Die Schweizer Regisseurin mit italienischen Wurzeln wurde 1970 in Suhr geboren. Ende der 90er Jahre studierte sie Dramaturgie und Drehbuch an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam. Seit 2001 ist Volpe freischaffende Autorin und Regisseurin. Ihr letzter Film war 2009 in den Kinos: „Frühling im Herbst“.

Benny Furth