Mustang: Starker Debütfilm einer jungen türkischen Regisseurin (Trailer und Filmkritik)

Inhalt: Ferienbeginn in einem nordtürkischen Dorf: Fünf Schwestern zwischen zwölf und achtzehn Jahren werden nach einer harmlosen Strandblödelei mit ein paar Jungs von ihrer Grossmutter und ihrem Onkel im Haus eingesperrt. Um dem schändlichen Verhalten der Mädchen vorzubeugen wird das Haus in ein Gefängnis umgebaut, um die Mädchen zu willigen und somit heiratsfähigen ‚Kandidatinnen‘ umzuerziehen.

Kritik: „Mustang“ ist ein makelloses Spielfilmdebut der Regisseurin Deniz Gamze Ergüven. Mit lebendig-bewegter Kamera, expressiven Gesichtern, dichten Stimmungen und einer hypnotischen Musik von Warren Ellis positioniert sich dieses herausragende Drama im Zentrum von sozialen,
politischen und psychologischen Umwälzungen, welche seit Jahren die muslimische Gesellschaft dominieren. Die Spaltung zwischen Moderne und Tradition wird in diesem ergreifenden Familienportrait ohne Kitsch veranschaulicht. In Frankreich aufgewachsen und zwischen den Ländern pendelnd verbindet die Regisseurin zusammen mit Co-Autorin Alice Winocour orientale Mentalitäten mit okzidentalem Individualitätsanspruch. „Mustang“ zeigt auf, welch innere Kämpfe ausgefochten werden jenseits der tradierten Gesellschaftsnormen. Mittels vielschichtig gezeichneter Figuren nähert sich der Film zum richtigen Zeitpunkt unterhaltsam und packend einem Schlüsselthema unserer Zeit an.

Fazit: Eine multinationale Koproduktion, in deren Zentrum die Kooperation der Geschlechter und Kulturen steht. Ein beeindruckendes Frauenportrait, dessen jugendliche Protagonistinnen ihre Reife innerhalb von familiärer Zuneigung und individuellem Lebenswillen finden.

Inside: Zum englischen Titel meint die Regisseurin: „ Der ‚Mustang‘ ist ein Wildpferd, das perfekte Symbol für meine fünf Heldinnen und ihr zügelloses, ungestümes Temperament. Auch visuell gibt es Parallelen. Ihre Haare gleichen Pferdemähnen. Ihre Energie ist es, die für mich den Film ausmacht, und dafür ist das Bild des Mustangs perfekt." (Quelle:  Filmverleih Filmcoopi)

Serge Zehnder