Monsieur Lazhar: Feinfühlig-leises Drama von grosser Warmherzigkeit. Eine kanadische Filmperle! (Trailer und Filmkritik)
Inhalt: Der 50jährige Algerier Bachir Lazhar (Mohamed Fellag) lebt als Immigrant in Montréal, Quebec. Als er eines Tages in einer Zeitung die Todesanzeige einer Grundschullehrerin sieht, bewirbt er sich spontan an der Schule als Ersatzlehrer. Die anfängliche Skepsis gegenüber dem neuen Pädagogen mit dessen ungewohnt hohen Ansprüchen an seine Schüler weicht einer Anerkennung seitens der Lehrerschaft. Auch die Kinder fassen zunehmend Vertrauen zu ihrem neuen Lehrer. Besonderes Augenmerk richtet Bachir auf die beiden Kinder Alice (Sophie Nélisse) und Simon (Emilien Néron). Beide haben den Tod ihrer Lehrerin noch nicht verkraftet. Während Bachir mit der Klasse behutsam das Thema ‚Sterben‘ diskutiert, ahnt niemand, welch schmerzliche Vergangenheit diesen sanften, stillen Menschen quälen. Auch Bachir hat einen schweren Schicksalsschlag zu verarbeiten…
Kritik: Tausende von Zuschauern können nicht irren: am Filmfestival Locarno 2011 gewann „Monsieur Lazhar“ den Publikumspreis. Auch wenn für einmal keine Komödie das anspruchsvolle Festivalpublikum erobert hat, so zeigt Philippe Falardeau’s Film, dass ein subtil inszeniertes Drama viele Herzen zu berühren vermag. Dazu braucht es weder dreistellige Produktionsbudget, noch weltweit bekannte Schauspiel-Stars mit zweistelligen Gagen, noch komplizierte Plotstruktur. Eine Geschichte aus dem Leben, linear und schnörkellos erzählt, authentisch gespielt. Auch Mohamed Fellag, der den empfindsamen Bachir spielt, ist Algerier und flüchtete nach Tunesien ins Exil. Aber die ganz grosse Stärke von „Monsieur Lazhar“ liegt im Spiel der Kinderdarsteller. Der emotionale Ausbruch von Simon – eine Schlüsselszene im Film – ist im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend. Bachir, Simon und Alice, sie sind es, die dank Talent und gekonnter Schauspielführung diese kanadische Produktion zu einem höchst sehenswerten arthouse-Kinoerlebnis werden lassen. Tausende Zuschauer können sich nicht täuschen. Und auch die Jury der Oscar-Verleihung nicht. „Monsieur Lazhar“ ist als ‚Bester fremdsprachiger Film‘ für den diesjährigen Oscar nominiert.
Fazit: Sozial engagiertes Kino ohne jegliche Moralisierung. Eine warmherzige Hymne auf die Kraft der Freundschaft und des Vertrauens. Anrührend, berührend und so nahe am Leben, dass wohl die eine oder andere Kinogängerin verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel wischt.
Isabella Fischer
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