Everyday Rebellion: Dokumentarfilm über gewaltlosen Widerstand - berührend und beeindruckend zugleich (Trailer und Filmkritik)
Inhalt: Die Kamera begleitet Menschen dabei, wie sie gewaltlos protestieren oder zivilen Ungehorsam üben. Die gebürtig iranischen Regisseure Arash und Arman Riahi filmen Ereignisse der Jahre 2011 und 2012, der Fokus liegt vor allem auf verschiedenen Taktiken und kreativen Aktionen. Die Protagonisten sind: Anhänger der Occupy-Bewegung, die spanischen Proteste der "Indignados", eine Anführerin von "Femen", Aktivisten aus Ägypten, Syrien und Iran. Theoretisch erläutert wird das Konzept des gewaltlosen Widerstands von Srđa Popović. Der Serbe war einer der Hauptorganisatoren der sozialen Bewegung "Outpor!", die in den 90er-Jahren den Fall Miloševićs herbeiführte. Er gilt heute als Experte für gewaltlosen Widerstand und unterrichtet Aktivisten aus aller Welt.
Kritik: Die Bilder berühren zutiefst und stimmen nachdenklich. Warum? Weil die Betroffenen ganz normale Menschen sind. Hart arbeitende Berufsleute, Studenten, Hausfrauen, Professoren. Menschen wie Meier und Müller, die daran gehindert werden, ihr alltägliches Leben in Ruhe und Freiheit zu führen. Weil sie Schulden haben und keine Miete bezahlen können. Weil das System nicht funktioniert. Weil Leute diskriminiert werden oder ihre Meinung nicht öffentlich sagen dürfen. Weil die Polizei willkürlich Verhaftungen durchführt und weil Menschen getötet werden. Obwohl der Film Ereignisse der letzten Jahre beleuchtet, ist er inhaltlich aktueller denn je. Ungerechte Politik, wirtschaftliche Missstände und soziale Unterdrückung sind immer noch an der Tagesordnung. Doch auch Menschen, die sich das nicht gefallen lassen, gibt es zum Glück fast überall. Mutige Leute, die protestieren und rebellieren, ohne ihre Gegner dabei jemals physisch anzugreifen. Dabei sind Kreativität und Fantasie keine Grenzen gesetzt: Ob Ballone voller Spruchzettel, hunderte hüpfender Pingpong-Bälle oder Lichter, die in der ganzen Stadt gleichzeitig ein- und ausgeschaltet werden. Nicht immer erreichen die Aktivisten ihre Ziele, aber die neuen Protestformen erobern den Globus in einer ganz anderen Dimension, als bewaffnete Kämpfe es jemals könnten.
Fazit: Menschen und ihren Ideen tragen diesen eindrücklich schönen Dokumentarfilm, der den Zuschauer zu Recht nachdenklich stimmt. Vor allem wenn dieser in der urdemokratischen Schweiz lebt.
Inside: Die Riahi-Brüder haben "Everyday Rebellion" als Crossmedia-Projekt entwickelt. Zusätzlich zum Film unterhalten sie Web-Plattformen, um verschiedene Methoden für gewaltlosen Widerstand zu sammeln, auszutauschen und das Projekt zu verbreiten.
Alice Grosjean
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