Snowpiercer: Aktuelle Politparabel, toll inszeniert als faszinierend visuelle Metapher-Poesie! (Trailer und Filmkritik)
Inhalt: Über eine gefrorene Erde rast ein Zug durch Eis und Schnee. An Bord befinden sich die letzten Überlebenden des grossen Kataklysmus. Im Kampf gegen den Klimawandel wurden mehrere Tonnen chemischer Lösung in die Atmosphäre gespritzt, was Dekaden später eine neue Eiszeit zur Konsequenz hat. Der Zug ist ein in sich geschlossenes Ökosystem, und auch hierarchisch geordnet. Am Ende befinden sich die Ärmsten, an der Spitze die Reichsten. Unter den 99% Armen befindet sich auch Curtis (Chris Evans), der aufgrund der elenden Lebensbedingungen eine Revolution in Gange setzt mit dem Ziel, die Kontrolle über die Maschine zu erlangen.
Kritik: Basierend auf dem französischen Comic „Le Transpercneige“ entstand unter der Leitung des Koreaners Bong Joon-ho („The Host“) eine düstere Endzeitfabel, die sehr an unsere Gegenwart erinnert. In Wagons gegliedert, werden die Gesellschaftsschichten auf unserem Planeten deutlich. Von grösster Armut bis hin zur Dekadenz. Die Kritik an den vorherrschenden sozio-wirtschaftlichen Bedingungen ist offensichtlich, und Regisseur wie auch sein Ensemble (darunter ein ganz und gar marvel-unähnlicher Chris Evans, „Captain America: The Return of the First Avenger“) stehen mit Leib und Seele im Dienst dieser Kritik. Blutig, klaustrophobisch, mit sardonischem Humor ist „Snowpiercer“ ein futuristisches Portrait über gegenwärtige Zustände. Eine aus den Fugen geratene Welt, wo die Masse wenig, und die Wenigen viel haben. Und sie rast im Höchsttempo entlang eines unendlich langen Abgrundes.
Fazit: Faszinierend, intensiv und brandaktuell wächst „Snowpiercer“ trotz einigen Längen über die gängigen apokalyptischen Spektakel hinaus. Eine Mischung aus Action-Thriller und psychologischem Drama bleibt der Streifen noch lange im Gedächtnis.
Serge Zehnder
Snowpiercer / Endzeit-Science-Fiction / Südkorea, USA, Frankreich 2013 / Regie: Bong Joon-Ho. Mit: Tilda Swinton, Chris Evans, Jamie Bell, Ed Harris, John Hurt u.a. / Verleih: Ascot-Elite Entertainment Group / 125 Minuten / Kinostart: 1. Mai 2014