Happy, Happy: Leichtfüssiges, hintersinnig-komödiantisches Spielfilmdebüt, das total überrascht (Trailer und Filmkritik)

Inhalt: Die penetrant selig lächelnde Kaja (Agnes Kittelsen) und ihr wortkarger Mann Erik (Joachim Rafaelsen) leben zusammen mit ihrem Sohn im verschneiten norwegischen Hinterland. Kaja ist begeistert, als eine neue, scheinbar ‚perfekte‘ Familie ins Nachbarhaus zieht. Es dauert nicht lange, und sie schliessen Freundschaft. Doch schon bald stellt sich heraus, dass es mit den beiden Ehen nicht zum Besten steht. So kommt es wie es kommen muss. Hungrig nach Liebe stürzen sich Kaja und ihr neuer Nachbar in eine leidenschaftliche Affäre. Und während die Erwachsenen in der Folge sich neu zu arrangieren suchen, spielen deren Kinder bizarre Spiele ...

Kritik: Zusammenkünfte, die fröhlich beginnen und im Laufe der Handlung ausarten, wie zum Beispiel in “Festen”, könnte man fast als ‚Spezialität‘ des nordischen Kinos bezeichnen. Bei “Happy, Happy” geht es um die Freundschaft zwischen zwei unterschiedlichen Ehepaaren. Bei den meisten Filmen dieses Genres entwickelt sich die Geschichte zu einem ‚entsetzlichen‘ Drama. Doch Regisseurin Anne Sewitsky bevorzugt das Tragikomische, und verzichtet auf jegliche Sentimentalität. Die Einschübe mit dem Gesangsensemble sind etwas gar lustig-aufdringlich geraten. Aber die stimmungsvolle Kameraführung von Anna Myking ist hervorragend gelungen. „Happy, Happy“ amüsiert und berührt mit ironisch-frechen Dialogen und einer leichtfüssigen Inszenierung.

Fazit: Ein überraschend gutes Spielfilmdebüt aus dem Norden Europas. Abgenutzte Paarbeziehungen ironisch-humorvoll von talentierten unbekannten Schauspielern überzeugend interpretiert und gekonnt tragikomisch in Szene gesetzt.

Inside: Anne Sewitsky. geboren 1977 in Oslo, studierte Regie an der Norwegischen Filmhochschule. 2009 erhielt sie mit ihrem Kurzfilm “Oh, My God” einen Spezialpreis an der Berlinale. Mit ihrem ersten Spielfilm “Happy, Happy” gewann sie den grossen Jurypreis beim ‘Sundance Filmfestival” und den ‘Critic’s Choice Award’ beim ‘Zurich Film Festival 2011’. Norwegen hat nun den Film für die nächste Oscar-Verleihung eingereicht.  


Benny Furth