Ausgerechnet an ihrem fünfzigsten Geburtstag muss es Giulia (Corinna Harfouch, „Das Parfum") am eigenen Leib erfahren. Anscheinend macht das Alter unsichtbar. Das behauptet jedenfalls eine ältere Dame, die sie eines Tages im Bus antrifft. Diese beschwert sich, dass ihr keinen Sitzplatz mehr angeboten wird. Giulia hingegen kompensiert die unangenehmen Gefühle mit ausgiebigem Frust-Shopping. Dabei trifft sie einen charmanten Fremden (Bruno Ganz, „Der Untergang", „Vitus"). Giulia zieht es vor, den Abend statt mit ihren Freunden mit diesem Unbekannten zu verbringen. Währenddessen warten diese in einem Restaurant und sinnieren angeregt über zunehmende Jahrringe. Auch die beiden jungen Frauen Jessica (Elisa Schlott) und Fatima (Hannah Dietrich) shoppen. Allerdings auf eine andere Weise. Derweil sich Léonie (Christine Schorn) an ihrem Achtzigsten gegen ihre Tochter und das Altsein auflehnt und ihre eigene Geburtstagsparty im Heim genussvoll sabotiert ...

In drei parallelen Episoden zeigt der Schweizer Regisseur Christoph Staub ("Happy New Year") vor allem ein Gesprächsthema: Das Altern. Und weil es ein ‚Gesprächsthema' ist, stehen vor allem die Dialoge im Vordergrund. Die sind denn auch das Beste an dieser Komödie: ironisch, nicht allzu bissig, aber doch recht witzig und entlarvend. Und sie stammen von einem Autor, der diese einnehmend gut geschrieben hat: Martin Suter ("Lila, lila"). Nicht ganz überzeugend ist aber die ‚Jugend-Episode'. Da beschleicht einen das Gefühl, sie sei nur erfunden worden, um den Film auf die 90 Minuten zu bringen. Das Schauspielerensemble agiert spielfreudig und die Charaktere sind gut besetzt. Vor allem mit dem Trio Corinna Harfouch, Sunnyi Melles ("Die Buddenbrooks") und Bruno Ganz.

Fazit: Ein Publikumsfilm, daher nicht ganz überraschend am diesjährigen Locarno-Filmfestival mit dem ‘Publikumspreis' ausgezeichnet. Praktisch ein Zürichfilm wie "Happy New Year". Leider aber hochdeutsch gesprochen. Nicht gerade ein überwältigendes Werk, aber während den knapp 90 Minuten fast durchgehend amüsierend unterhaltsam.

Benny Furth

Interview mit Martin Suter und Sunnyi Melles -siehe 'Vor und hinter der Kamera'